Im März 2009 gab es eine erste Bullerei-Erwähnung hier auf NutriCulinary und ich freute mich gestern, gute 11 Jahre später, erneut einer der ersten Gästen der Bullerei zu sein, die am kommenden Samstag, den 3. Oktober 2020, nach einer Umbauphase von einem halben Jahr, wieder regulär geöffnet hat. Ein Wasserschaden war im Frühjahr Anlass für die Schließung, noch vor Corona gingen in der Bullerei die Lichter aus: „Der ganze Boden, wirklich alles musste raus, wir haben Wände eingerissen, ein riesiger Werteverlust.“, erinnert sich Gastronom Patrick Rüther beim Rundgang durch die neuen Räume.
Foto: Bullerei/Presse
Tim Mälzer und Patrick Rüther sahen aber schnell auch die Chance, die Bullerei neu erstehen zu lassen – ohne die DNA des erfolgreichen Restaurant-Konzepts zu verleugnen. Gestern gab es das Pre-Opening, Nachmittags durften sich geladene Journalist*innen ein erstes Bild machen – Abends dann der Family & Friends-Testlauf für das Küchenteam unter der Leitung von Küchenchef Sebastian Brugger, neue Restaurantleiterin der Bullerei ist Sabrina Pompedio.
Foto: Bullerei/Presse
Flat Bread im schwarzen Schaf
Umsichtig wurden nicht nur die Räume, sondern auch das Gesamtkonzept erneuert: das Deli im vorderen Bereich der Bullerei ist Geschichte, in den Räumen des ehemaligen Bistros wartet jetzt das „Schwarze Schaf“ auf seine Gäste: „nicht Fisch, nicht Fleisch“, ist hier das Motto, schon mittags gibt es knusprig gebackene, dabei innen fluffige und üppig belegte Flat-Breads, von und mit der Bäckerei Gaues entwickelt.
Ich probierte Margeritha mit Burrata und Basilikum und Avocado mit Parmesan, im Programm sind Flat Breads mit Kürbis und Rotkohl, Aubergine mit Harissa und Tahini mit wachsweichem Ei, Blumenkohl und Linsen. Frische Salate, Pasta-Gerichte und eine Soba-Miso-Ramen machen Lust auf einen baldigen Lunch.
Das Bullerei-Restaurant wirkt vertraut und strahlt doch eine neue lässige Eleganz aus: wunderschön die mit verschiedenen Stoffen bespannten Sitz- und Sofaecken, kleine gemütliche Inseln, wie geschaffen für diese Zeiten.
Für das Interior Design zeichnet das Kreativbüro Design in Architektur verantwortlich.
Foto: Bullerei/Presse
Wo einst die Bar stand, finden sich weitere Sitzecken, geradezu gemütlich illuminiert unter Design-Bogenlampen. Die Bar findet sich jetzt freistehend an der Kopfseite des Restaurants und die bislang weniger beliebten „Außenplätze“ sind zur Empore erhöht und bieten eine königliche Sicht über das gesamte Restaurant.
Ein (T-) Raum in Rosa
Ein echter Knaller ist „unser Fetisch-Raum“, wie ihn Patrick Rüther lachend nennt, und auch Tim Mälzer macht ein spitzbübisches Gesicht, beide freuen sich sichtlich am tatsächlich einzigartig gelungen Raum.
Foto: Bullerei/Presse
In der Raumerweiterung der Bullerei entstand ein grandioses Design-Meisterstück, komplett in zartem Rosa, einem Tresen mit Rundkacheln, zum Streicheln schön. Die langen Vorhänge, die den Raum vom Restaurant trennen sind aus Stechschutzschürzen und nicht rein zufällig stehen auch zwei Reifeschränke im Raum. Die Tischplatten sind Schneidbretter! Die lassen sich herausnehmen, hier kann künftig direkt auf dem Tisch, geschnitten, geteilt und tranchiert werden!
Foto: Bullerei/Presse
Ja, es geht um Fleisch und da bleibt ich die Bullerei treu, neben angenehm schnörkelfreien Fine-Dining Kreationen überwiegend regionaler Prägung (dabei weltoffen gedacht und gekocht), kann man sich weiterhin auf feinstes Fleisch vom Grill freuen, auf seltene Cuts und „Beilagen“ wie Spatz & Cheese mit Blutwurst und Röstzwiebeln, Kartoffelstampf mit brauner Butter, Spinat, Pilze, Pommes und Schwarzwurzeln! Schnittlauch. Das neu eingeführte „Meatgram“ zeigt die zu erwartende Intensität und den Fettgehalt der jeweiligen Bestellung.
Hungrig? Geht los!
Der Abend beginnt mit duftendem Gaues-Brot und einem Frischkäse-Kartoffelaufstrich zum Reinspringen! Was auch gleich auffällt: der superaufmerksame, herzliche Service. Hier gelingt, ohne Anlauf, die Balance zwischen lässiger Freundlichkeit und professioneller Zugewandtheit. Das ist ein selten gewordener Spagat, gerade in der jungen und kreativen Restaurantszene, die sich immer öfter im Spannungsfeld zwischen Arroganz und plumper Verbrüderung findet.
Soviel sei verraten, ich habe gerade ein vegetarisches Kochbuch geschrieben (tatsächlich war gestern Manuskriptabgabe) und freue mich wie Bolle auf mein „Fleischmenü“ das mit handgeschnittenem Beef-Tatar beginnt, serviert mit geröstetem Walnuss-Chiabatta und einer hinreißend samtigen Liebstöckelmayonnaise (auch so ein unterschätztes Kraut!) und frittierten Kapern, Umami!
Es ist Big Bottle-Party beim Friends & Family Test-Abend und von Tina Pfaffmans Sauvignon Blanc darf es eh immer noch ein Glas mehr sein, der passt auch zum Musabaha Hummus mit gebratenen Pfifferlingen, gehobelten Champignons, Pilzschaum und Hanföl – hier wird kräftig und pointiert gewürzt, das zeigt sich auch auf einem der besten Teller des Abends: perfekt gebratene Entenleber unter hauchdünn schmelzendem Entenschinken, der an Lardo erinnert. Das Ganze auf cremig grünem Kohl, Senfkaviar schafft dazu eine pointierte Knackigkeit. Großes Kino!
Und gleich noch ein Highlight: zwei krosse Pommes Pont Neuf (in Anlehnung an die Pfeiler der Pont-Neuf-Brücke in Paris mit einem Querschnitt von 1 cm) an, öhm, Schaum?
Rein mit der Gabel und Überraschung: das ist ein geniales “Gyros” von gechopptem und nur kurz sautiertem Schweinebauch, der Kefirschaum mit Oregano dazu, ist von salziger Frische – nicht nur die schöne Idee zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht.
Top dazu, der Rote aus Südafrika, ein Shiraz-basierter Cuvée mit Cabernet Sauvignon, Mourvédre und Grenache Noir – der herrliche Wein von Niels und Penny Verburg vom Weingut Luddite begleitet uns auch nach dem Essen formidable. Beinahe (!) genauso viel Spaß macht übrigens die alkoholfreie Menübegleitung, mit kühlem Trunk aus salzig-frischer Gurke, sowie einem vollmundig-kräuterigem grünem Apfel-Trunk.
Zum Hauptgang schlägt das Meatgram nach oben aus, ein saftig marmoriertes Nackensteak vom Bentheimer mit perfekten Pommes und Buttersauce – „die geilere Hollandaise“ verspricht die Karte und hat Recht. Zum Dessert gibt’s gebackenen Schoko-Brownie mit Zwetschgen und Joghurt. Es lohnt hier auch, mal nach dem Käse zu fragen!
Ein toller Start, vielen Dank für die Einladung! Ab kommenden Samstag 03.10. ist offiziell geöffnet – wie schön, die Bullerei ist zurück!
Bullerei Restaurant Mo-Do, 18:00 Uhr – 22:30 Uhr & Fr-So, 17:00 bis 22:30 Uhr.
„Schwarze Schaf“ Mo-So, 12-22:30 Uhr.
Reservierungen über Telefon, Mail oder via OpenTable möglich.
Bullerei GmbH & Co KG
Lagerstraße 34b
20357 Hamburg
Telefon, Fax
(+49) 040 – 33 44 2 110
(+49) 040 – 33 44 2 11 99
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