Valencia (4): Die Austern, der Aal, die Reisfelder und das Meer (und eine Band Names Limbotheque)

Die Austern

Küchenchef Bernd Knöller (Restaurant Riff, siehe 1. Teil) entführt uns morgens in den Hafen von Valencia, hier wächst eine besondere Delikatesse, zwischen Container-Riesen und Fährschiffen ruhen und gedeihen die Perlen von Valencia: nur wenige hundert Meter von den Kaimauern entfernt wachsen die „Austern von Valencia“ – Les Perles de Valencia.

Mit dem Motorboot geht es hinüber zu den schwimmenden Austernschulen, Generaldirektor César Gómez läd uns auf das modernste der vier Austernschiff-Pontons ein: eine weitläufige Konstruktion aus Betonstreben, an denen die Körbe mit Besatz, sowie Austern an Schnüren hängen.

Der Besatz, winzige „Baby-Austern“, kommt aus Frankreich und wächst hier heran. Im Ergebnis ist die Auster aus Valencia besonders fleischig, schön fest und kernig, mit einem klaren Salzgeschmack und frischer Mineralität. Aber jetzt mal ehrlich: Austern aus dem Hafenbecken?

Der Blick ins Wasser zerstreut erste Zweifel, es ist herrlich klar (was natürlich nichts heißem muss) und César Gómez, der überall an der spanischen Küste Austernzucht betreibt, erzählt, man habe es an dieser Stelle zuerst mit Muscheln versucht, bevor man herausfand, dass hier ein besonderes Plankton-Aufkommen, besonders Austern prächtig gedeihen lässt. Auch Chefkoch Johannes King, vom Söl`Ring Hof auf Sylt, nickt anerkennend, er wird die Valencia Auster am Abend im Rahmen seines Culinary Meeting-Gastmenüs im Riff als ersten Gang servieren: „Austern brauchen höchste Wasser-Qualität, sonst funktioniert das nicht.“

Der Aal im Reisfeld

Anderntags besuchen wir die Reisfelder vor den Toren der Stadt (es fährt sogar ein Stadtbus, die 25), für diesen Reis ist Valencia besonders berühmt, er wird seit Jarhunderten im Feuchtgebiet um den L’Albufera See und das nahe Meer kultiviert: Rundkornreis aus der Japonica Gruppe und den Sorten Senia, Bahía und Bomba, letzterer ist in der Gastronomie besonders beliebt und wird gerne für die Herstellung der original valencianischen Paella verwendet (siehe Teil 2.), er nimmt das fünffache seines Eigengewichts an Flüssigkeit auf.

Jetzt Anfang März sind die Felder noch leer, die Aussaat beginnt im Juni, einmal im Jahr wird geerntet und zwar im September (übrigens einer der schönsten Reisezeiten für Valencia, das Meer ist warm, das Lüftchen angenehm lau, die drückende Sommerhitze vergangen) Dann lohnt auch besonders ein Besuch der Region L’Albufera und eine Bootstour (ab El Palmar) durch die Kanäle und über den See, der Nationalpark ist ein Vogelparadies, Fahrradtouren und Strandtage mache hier auch Spaß.

Kurz schauen wir bei einer Aal-Zucht vorbei und nur wenig später genießen wir im Restaurant Nou Racó, am Ufer des Sees, eine Spezialität der Gegend, All i pebre – frischer Aal in Stücken, mit Kartoffeln in pikanter Pfeffer-Tunke (Die wir nur einen Tag später in einer modernen Version von Küchenchef Luis Valls genießen, t.b.a.).

Es folgt eine große Paella-Pfanne mit Fideuà einer Fadennudel-Paella mit Meeresfrüchten, ich kann nicht aufhören zu essen, es ist großartig, intensiv, mit tiefem Krustentiergeschmack und zarten kleinen Tintenfischchen, saftigen Garnelen.

Mittag am Meer

Valencia besitzt weite Strände, und ein aufstrebendes Fischerviertel, die Strände sind von der Stadt aus bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß zu erreichen, tatsächlich gibt es sogar eine Direktverbindung vom Flughafen zum Strand, sie könnten also mit Handtuch und Badehose, direkt…

Im Yachthafen, der für den America’s Cup 2007/2010 erbaut wurde, findet sich das Veles e Vents („Segel und Wind“), ein Gebäude, das der englisches Stararchitekten David Chipperfield entworfen hat, darin das Restaurant La Marítima, bekannt für seine Reisgerichte und einmal im Jahr Ausrichter einer besonders schönen Veranstaltung, des „Arròs amb fesols i Jazz“ (das tolle Plakat ist von Ibán Ramón)

Der Name ist Programm. Serviert wird an diesem Mittag zunächst eine wunderbare leichte und moderne Variante des traditionellen Gemüsegerichts Escalibada, geschmorte Aubergine, Paprika, Zwiebeln und Tomaten – hier als würziger Tatar mit Thunfisch im Sashimi-Style – dann folgen die Hauptakteure, ein klassischer valencianischer Reiseintopf „Arròs amb fesols i naps“ – Reis mit Bohnen und Rettich, ein würzig warmes Seelenessen, mit gezupftem Schweinfleisch und Morcilla, einer deutlich auch mit Zimt gewürzten Blutwurst.

Eine Band Namens LIMBOTHEQUE

Weil aber heute auch Jazz auf der Karte steht, spielen Limbotheque zum guten Essen auf, eine Band, die sich selbst beschreibt als:

Una banda poderosa, mediterránea, bizarra, surfera, un poco zíngara… A medio camino entre una banda sonora de Tarantino, el‘savoir faire’de Goran Bregovic, el sonido charlestón y una farra privada de Django Reinhardt.

Ich bin sofort verliebt. An diesem Mittag gib die großartige Band mit Sängerin Carol Garciá ein, passend eher dezentes, Acoustic-Club Concert mit vielen Jazz- und Swingklassikern und wirklich umwerfenden jazzy Coverversionen: von Marc Almonds „Tainted Love“, „Get Lucky“ von Daft Punk, sensationell, und Radioheads „Creep“:

Und hier als Zugabe, Pena De Hombre „Man of Constant Sorrow“:

Limbotheque entdecken auf:

Facebook/Limbotheque
auf Youtube/Limbotheque
limbotheque.bandcamp.com

Weiterlesen:

Valencia Culinary Meeting (1): ein Menü beim Puristen Bernd Knöller, Restaurant Riff

Valencia (2): Dies ist kein Rezept – von der Kunst, eine echte Paella zu bereiten

Valencia (3): das junge Valencia – ein Abend im 2estationes

Valencia (4): Die Austern, der Aal, die Reisfelder und das Meer (und eine Band Names Limbotheque)

Valencia (5): Avantgarde, Baby! Ein Menü mit Albert Adrià, Luís Valls Rozalén – und ein paar echt guten Zaubertricks.

Offenlegung: ich danke dem Tourismboard Visit Valencia (VLC) für die Einladung und Organisation der Reise, die herzliche Gastfreundschaft vor Ort.

Weitere Beiträge
Etz, Ois, Aska, Storstad … – eine kulinarische Deutschland-Österreich-Reise