Ich bin da so reingerutscht, in das wohl wahnwitzigste Projekt meines Jahres: beim Reeperbahn-Festival habe ich einen kochenden Konzertauftritt mit dem Turtle Bay Country Club! Der Reihe nach: im Frühjahr traf ich mich mit den Reeperbahnfestival-Veranstaltern, bei einem Mittagessen wollten wir zusammen herausfinden, wie man Musik und Kochen live zusammen bringen kann. Im Vorjahr hatten die Kitchen-Guerilla sehr erfolgreich einige Teller zu Songs der Hamburger Band Rhonda serviert – inspiriert von deren Musik.
Meine Idee war, den Koch als Bandmitglied direkt mit auf die Bühne zu bringen, etwas ähnliches hatten Tex Rubinowitz und ich mal auf den Wiener Literaturtagen aufgeführt, damals loopten und ver-dub-ten wir Kochgeräusche von kochenden Schriftsellern live. Ein großer Spaß. Auf die Frage, wen ich mir denn für solch ein Projekt vorstellen könnte, antwortete ich ohne Zögern: Matthias Arfmann! Zu meiner größten Überraschung sagten die Reeperbahnleute: „Ok! Rufen wir Matthias mal an.“ Und nur ein paar Tagen später zeigte sich auch Matthias Arfmann begeistert von der Idee.
Matthias Arfmann kommt vom Punk (Kastrierte Philosophen) ist Musiker, Komponist und Produzent (u.u. Jan Delay, Beginner, Fischmob, Patrice) – ich liebte immer schon auch seine Turtle Bay Country Club-Produktionen, dicker Dub und große Melodien, ich war und bin Fan.
Und jetzt ist es ausgerechnet der Turtle Bay Country Club, der auf dem Reeperbahnfestival sein Comeback feiern wird – mit mir als temporärem Bandmitglied am Kochgeschirr. Und als ob das nicht alles schon genug der Aufregung wäre: Gaststar wird an diesem Abend Tony Cook aus den USA sein, der Drummer von James Brown. Und Matthias Arfmann an Keyboard, Dub-Maschine und Gitarre, es singt die wunderbare Onejiru, Peter Imig an der Gitarre und Milan Meyer-Kaya an Mischpult und Keyboard.
Ich entwickelte ein geräuschreiches Rezept doch schon die erste Probe im Studio zeigte: ich hatte mich völlig verschätzt. Es stellte sich heraus, dass viele Geräusche in der Wall of Sound unterzugehen drohten, zudem ist es hochkompliziert und eine echte Konzentrationsarbeit, die Töne, die beim Live-Kochen entstehen, minutengenau zu liefern. Ich stellte fest: mein Kochplatz ist tatsächlich ein Musikinstrument und ich spiele in- und mit einer Band. Nur bin ich leider kein Musiker und sonst auch eher als literarischer Alleinunterhalter auf den Bühnen unterwegs. Ich habe mich selten so weit aus meiner künstlerischen Comfort-Zone herausbewegt.
Und genau das ist das Schöne an der Zusammenarbeit mit den Turtle Bays – ich liebe deren Musik und lerne unendlich viel über Musik. Und mittlerweile klappt es schon besser und das sind dann wunderbare Momente im Studio, wenn der Dub-Zug rollt und ich mitreisen darf. Übernächste Woche kommt Tony Cook dazu, letzte Proben und dann gehen wir live:
Reeperbahnfestival 2017
Cook ’n Dub mit dem Turtle Bay Country Club
20. September 2017
Schmidtchen Clubhaus St. Pauli
22.00 Uhr
Wer Festivaltickets hat, komme früh, es wird eng und voll. Und wer dann dabei ist, genießt nicht nur ein unglaublich wuchtiges Set, einen nervösen Koch auf der Bühne und großartige Musik – nein, es gibt auch noch was zu essen – und zwar das Gericht, dass ich auf der Bühne zubereite, wird am Ende des Konzerts für alle Besucher in den Saal getragen – zubereitet von meinem lieben Freund Oliver Trific vom Restaurant Trific !
Don’t miss!
Das Gericht selbst, wird anschließend hier als Rezept auf NutriCulinary veröffentlicht werden, ein Facebook-Live-Steam ist in Planung und auch einen Mitschnitt soll es wohl geben. Stay tuned – und ich freue mich auf Euch!