
Alle zwei Jahre findet im Städtchen Vejle in Dänemark das Internationale Food Photo Festival statt, da treffen sich (Food-)Photograph*innen, Foodstylist*innen, Artbuyer, Agent*innen und Kochbuch-Schaffende zum Austausch – diesmal mit Gästen aus 27 Ländern der Erde! Es gibt begleitend große Ausstellungen (unbedingt mal an- und durchklicken!) zur zeitgenössischen Foodphotographie, Workshops, Talks, Panels, Portfolio Reviews und Conferences, Abends trifft man sich zum Networkdinner und an der Festival-Bar. Höhepunkt sind die Awards beim Screening im Theater, Foodphotography auf der ganz großen Leinwand, mit eigens dafür komponierter Musik!
Das sind, ohne Übertreibung, jedes mal magische Tage, das (Fach-)Publikum ist einander zugewandt und freundlich, super-interessiert und offen auch, wenn es darum geht, von der eigenen Arbeit, Problemen und Lösungen zu sprechen.
Für alle die nicht dabei sein konnten, hier ein knapper Abriss, der Tage – jedoch mit vielen interessanten Links zu interessanten Menschen und inspirierenden Arbeiten.
Alle Fotos in diesem Beitrag, so nicht anders benannt, von Frank Peters, danke Frank!)
Workshops
Das Internationale Food Photo Festival beginnt immer mit Workshop-Tagen, die Kurse können einzeln gebucht werden und erfreuen sich größter Beliebtheit! Kolleg*innen vermitteln ihr Fachwissen in Gruppen mit limitierter Teilnehmerzahl.
Hier Links zu den diesjährigen Workshops:

Eröffnung und Ausstellungen

Die offizielle Festival-Eröffnung fand, wie das gesamte Festival auch, erstmals Mitten in der Stadt, im Alten Theater ein neues Zuhause – mit mehr Platz für alle Ausstellungen und einem großem Saal für die Conferenzes. Neben den Gastgebern Manon Straver und Günter Beer gaben sich auch der Bürgermeister von Vejile und das Tourism Board der Stadt, die Ehre auf der Bühnen – in diesem Jahr mein Arbeitsplatz, als Moderator des Festivals.
Der Gründer und Kurator des Festivals, Fotograf Günter Beer eröffnete die Ausstellung und machte dem frisch gebackenen Moderatoren Mut: „Die meistgesprochene Fremdsprache auf der Welt ist schlechtes Englisch!“

Petrina Tinslay (Australien) – ein Kochbuch planen
Der erste Gast auf der Conference-Bühne war Petrina Tinslay, die australische Fotografin hat schon mit Nigella Lawson, Donna Hay, Tyler Florence, Bill Granger, Michele Cranston, Delia Smith, Mark Best and Neil Perry gearbeitet – und erzählte von der Arbeit an einem Kochbuch.

Schnell wurde klar, die Probleme sind auch anderswo die gleichen, die Budgets schrumpfen, auf einem schnelldrehenden Markt. Es gilt künftig wohl mehr denn je, für Qualität einzustehen, der einzige Weg um langfristig im schönsten Beruf der Welt, dem Kochbuchmachen, zu bestehen. Petrina Tinslay zeigte berührend schöne Arbeiten und erklärte Planungsstrategien für erfolgreiche Kochbücher.
Scott Grummett, Hans Gerlach, Daria Khoroshavina – Stop Motion versus Cinemagraph oder Video

Immer mehr Menschen schauen lieber Bilder als zu lesen, Basis ist die klassische Photographie, Bewegtbilder werden immer beliebter, der Online-Bereich fördert und fordert neue Format.
Das jüngste Bewegtbild-Format, die Cinemagraphs, sind eine gerade mal etwas mehr als zehn Jahre alte Technik, bei der Teile eines Fotos bewegt und geloopt werden, das Auge des Betrachters einfangen und lenken. Cinemagraphs erzählen kleine, leise Geschichten, eine ungemein schöne und meditative Angelegenheit, wenn das sorgfältig gemacht ist – wie die Arbeiten von Daria Khoroshavina, die Sie sich unbedingt ansehen sollten:
Cinemagraphs von Daria Khoroshavina (Kitchen Ghosts)
Aus Deutschland war Hans Gerlach zu Gast, der die Stop-Motion-Technik, die wir vor allem aus alten Kinder- und Märchenfilmen kennen, für den Foodbereich perfektioniert, regelmäßig erstellt er, gemeinsam mit seinem Team, aufwendige Kurzfilme von großer Leichtigkeit.

Scott Grummet ist Fotograf, Filmemacher und Produzent, er schafft aufwendigste Filme für große Brands – ich liebe seine Sachen!

Einigkeit herrschte auf der Bühne darüber, dass Bewegtbilder weiter wachsen werden, jedes Format sein ganz eigenes Einsatzgebiet verdient und verlangt – und nicht alles für jeden funktioniert. Spannend und gut gemacht sollten die Filme, Gifs und Kurzfilme in jedem Fall sein, die dabei bestenfalls den Zuschauer nicht unterfordern sondern mitreißen und überraschen.
Geoff Binns-Calvey – der Foodstyling-Maschinist

Geoff Binns-Calvey ist aus Chicago und eine Legende. Der freundliche Mann mit dem herrlich trockenen Humor kommt immer dann vorbei, wenn an Food-Foto-Sets oder Drehs special effects benötigt werden, etwa freidrehende Cheeseburger in Zeitlupe, explodierende Getränke, Feuersbrünste.

Der man behind the curtain ist ein Magier, der nach Lösungen sucht, individuelle Maschinen erfindet und baut, die am Food-Set für die perfekte Kontrolle sorgen. You’ve got to keep control! Er erzählte mitreißend und urkomisch von seiner Arbeit, zeigte Bilder und filmische Dokumentationen, eine Stunde war viel zu kurz!
Hans Gerlach – Stopmotion
Nochmal Hans, mit Vertiefendem zum Thema Stop Motion, er erläuterte dabei u.a. seine Arbeiten für die Süddeutsche Zeitung Online, zeigte Wege und Techniken, selbst tätig zu werden. In der ihm eigenen Bescheidenheit zerstreute er auch Bedenken ob der Aufwändigkeit solcher Produktionen: „Ein klassischer Film nimmt mehr Zeit in Anspruch.“

Skye Trayler – Warum sollte ich mit einem Agenten arbeiten?

Skye Trayler von der Londoner Agentur Trayler & Trayler, betreibt mit Rare by Trayler auch eine auf Foodschaffende spezialisierte Agentur. Gleich zu beginn korrigierte Sie ihre Eingangsfrage: soll ich überhaupt mit einer Agentur arbeiten? Ihr klare Botschaft: nicht zu jedem Preis und nicht mit jeder Agentur – es prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Besseres findet. Die Vorteilen einer vertrauensvollen und langfristigen Zusammenarbeit legte Skye Trayler überzeugend dar. Klare Worte auch zu den Prozenten: das ist individuell auszuhandeln, eine große und gut etablierte Agentur nimmt auch schon mal bis zu 25 Prozent – alles darüber sei jedoch diskutabel bis bedenklich. Auch ein jährliche oder gar monatliche ground fee sei eher unüblich. Vor allem aber riet Skye Trayler angstfrei ans Thema ranzugehen, mehrere Agenturen zu sichten und sich auch erstmal kennen zu lernen – dann kann die Zusammenarbeit eine Erfolgsgeschichte für alle werden!
Jade Sarkhel – Instagram für Foodphotograph*innen

Jade Sarkhel begeisterte mit Ihrem Vortrag zum Thema Instgram, teils staunende Gesichter und viele vertiefende Fragen, wenn Jade Sarkhel von neuen Techniken und Möglichkeiten erzählte, das Interesse war riesig! Ich war erfreut, wie viel Photograph*innen nun doch endlich auch auf Instagram angekommen sind (als ich vor zwei Jahren in Vejle zum Thema sprach, waren das noch eher skeptische Einzelfälle) – und es ist wie Jade Sarkhel es formulierte, Instagram ist die neue Visitekarte, ich merke das selbst ganz deutlich auf Reisen – in Australien und Japan beispielsweise geht nichts mehr ohne Instagram-Verknüpfung los. Die Tipps und Techniken von Jade Sarkhel waren nützlich, wie auch die pdf zum Vortrag, die auf Wunsch ein paar Tage später per Mail zugeschickt wurde.
Jade Nina Sarkhel auf Instagram
Tony Le Duc – der Fotograf als Verleger

Der niederländische Foodphotograph Tony Le Duc hat sich früh nur zwei Dingen verpflichtet gesehen: Exzellenz und kompromissloser Qualität. Da kommt man in der Kochbuch-Branche extrem schnell an Grenzen und darum hat Tony Le Duc irgendwann angefangen, die Kochbücher zu machen, die er machen möchte. Es stand mir bei seiner Präsentation der Mund offen, diese Bücher gehören mit zum Schönsten und Durchdachtesten das mir je untergekommen ist.
Tony Le Duc berichtete aber auch von den Schattenseiten, der aufreibenden Arbeit, kaum Verdienst, dem Bruch mit Partnern. Es ist nicht leicht zu sagen, was Tony Le Duc sagt: „Mich interessiert erstmal nur Schönheit, ich mache einfach gerne schöne Dinge.“ So wie jetzt seine Arbeiten zum Barock-Maler Frans Snijders.
Ein großer Künstler, den ich jetzt erst entdeckt habe – auch das ist das Food Photo Festival.
Vijay Sapre – 10 Jahre Effilee

Auch Vijay Sapre hat Geld mitgebracht, um Deutschlands intelligentestes Food-Magazin auf den Weg zu bringen, Jetzt, zehn Jahre später schreibt man beim Effilee Magazin erstmals eine schwarze Null. Vijay erzählte launig und bildreich von den Anfängen und gerade auch für Fotograf Andrea Thode und mich, war seine Zeitreise berührend: was für einen langen Weg wir schon zusammen gegangen sind, mutig und immer wieder anders. Möglich war das alles nur, weil das Prinzip Sapre auf Vertrauen beruht, weil er den Mit- und Zuarbeitern des Effilee Magazins Freiheiten lässt, wohlwissend, dass das ein großer Ansporn sein kann.

FoodPhoto On Stage – Big Screening und Festival-Award
Es ist der Höhepunkt des Festivals und das sollte jeder mal erlebt und gesehen haben: Foodphotographie auf einer großen Kinoleinwand! 4 mal 15 Minuten herausragende Arbeiten aus der aktuellen Foodphotographie, 800 Bilder, ausgesucht aus 230 Serien-Einsendungen aus aller Welt!
Das wunderbare Publikum begeistert und bester Laune von der ersten Sekunde an, was für ein Abend! Dieser gemeinschaftliche Geist, der dieses Festival ausmacht, der war greifbar, bei den Awards.
Die hochkarätig besetzte Jury
Carmen Troesser (Photographer, USA)
Dr. Sandra Ruff (Senior Editor Athesia Kalenderverlag)
Sylvia Meijer (Director of Photography, MPG)
Peter Steiner (Art Director-Legende und Jury Sprecher)
hatte es nicht ganz leicht im hochkarätigen Bilder-Dschungel – und fand doch die Nominierten in erstaunlichem Gleichklang – auf den Jury-Sitzungen musste kaum diskutiert werden!
FOODPHOTO 2019
Die Nominierungen:
Gewonnen:

FOODPHOTO Feature 2019
Die Nominierungen:
Gewonnen:


Das musste gefeiert werden. Das haben wir gemacht.
Das nächste Food Photo Festival findet in zwei Jahren statt, Frühsommer 2021 ungefähr. Das ist eine lange Zeit. Um nicht zu vergessen, dass Sie da auf jede Fall dabei sein wollen, abonniere Sie am besten den Newsletter! Und zwar: hier!
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Das Allerschönste: wir sehen uns dann dort! In Farbe und echt. Freu ich mich jetzt schon drauf!