Geht doch! (1): Green Pauli – Urban Gardening für die Schulküche

Manchmal verzweifle ich. An derLahmarschigkeit und dem Desinteresse der Politik an den Themen Ernährung und Genuss, am „gefühlten Fakt“, dass sich so rein garnichts ändert. Dabei passiert viel. Und das will ich künftig in einer neuen Serie auf NutriCulinary darstellen: um Mut zu machen, um die Held*innen zu feiern, gegen gefühlte Fakten, für Fingerzeige in eine gute Zukunft, mit gutem Essen für alle! Los geht es mit dem Urban Gardening Projekt Green Pauli, dass ich anlässlich seiner Garten-Eröffnung besuchte:

„Die Schulverpflegung in Deutschland gleicht einem Patchwork-Teppich“, erklärt Dr. Michael Polster, Vorsitzender des Deutschen Netzwerkes Schulverpflegung (DNSV), in einem lesenswerten Interview, in der aktuellen Ausgabe (Juni 2019), des Fachmagazins „Küche“

–  da geht es vor allem um direkte Fördermittel, die nicht nachvollziehbare Besteuerung von Schulessen mit 19 Prozent (Fastfood und Tierfutter: 7 Prozent) und vor allem auch um Frischeküche statt „Cook &Hold“.

Hinzu kommt eine echte Bildungschance, wenn man die Kids mit einbezieht und da eröffnete vor einigen Tagen Green Pauli, ein Leuchtturmprojekt: Die ÜberQuell Brauwerkstätten starten ihr Urban-Farming-Projekt in Zusammenarbeit mit der Stadtteilschule am Hafen, der Grundschule St.Pauli und der Altonaer Kinder Küche.

In Zukunft werden die Kinder auf dem Dach des Brauerei-Lagerhauses ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen. Mit Hafenblick. Woher kommt eigentlich die Zucchini? Zumindest diese Frage können die Schülerinnen und Schüler in Zukunft problemlos beantworten: “Aus unserem Garten Green Paul direkt gegenüber der Schule, selbst gepflanzt und gezüchtet.” Für manche Kinder bedeutet der neue Schulgarten sogar ein Stück Heimat: “Es fühlt sich an wie zu Hause. In Gambia wird immer im Garten gearbeitet. Aber jetzt weiß ich auch wie der Salat auf den Teller kommt und wie er angebaut wird. Ich kenne sogar schon verschiedene Schädlinge.” (Mariama, Kl. 9)

Grünes Klassenzimmer

Der Schulgarten schafft Raum für gesunde Nahrung und ist Bildungsstätte, als auch Experimentierfeld für neue Ideen und Inspiration. Auf der rund 220 Quadratmeter großen Dachfläche des ÜberQuell Lagerhauses können die Schülerinnen und Schüler ab sofort Wurzeln, Kohlsorten, Kürbis oder Beeren anbauen und ernten. In Kisten und Beeten oder später im Gewächshaus.

Den Kids ein Bewusstsein für Ernährung und für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen zu vermitteln, das ist es, was das Urban-Farming-Projekt erreichen will. Dafür wurde gemeinsam der Gemüse- und Kräuter Dachgarten Green Pauli ins Leben gerufen. Eine rund 25 Quadratmeter große Freifläche bietet zusätzlich Platz für gemeinsame Aktionen und Unterrichtseinheiten. Zusätzlich bekommt der Garten ein Wildbienenhotel, das dem Erhalt der biologischen Vielfalt dient.

Green Pauli mit allen Sinnen erfassen

Überquell Chef und Green-Pauli Initiator Axel Ohm mit Sonnenblume

Das Dach des ÜberQuells wird grün und lebendiger Teil in diesem Quartier. Diese Vision begleitet die Initiatoren seit 2017, seitdem der zum Grundstück und der Brauerei gehörende Anbau inklusive Dachfläche aufwendig saniert wurde und sie schnell die Idee eines Gemüse- und Kräutergartens in luftiger Höhe entwickelten. Großartige Unterstützung bei der Umsetzung dieser Idee kam unter anderem auch durch Peter Kämmerer und dem Lions Club Hamburg St. Pauli.

Green-Pauli Team: v.l.n.r.: Peter Kämmerer (Lions Club Hamburg), Tina Küster, Axel Ohm (Überquell), Fabian Kosyna (Stell.Schulleiter), Torben Lange-Lohs (Lehrer), Tim Eckbrett (Altona Schulküche) – mit Nachwuchsgärtner*innen

Auch der Bezirk Altona und der Schulverein stellten Fördergelder zur Verfügung. Beratend zur Seite steht ebenfalls der Biokiste-Hamburg-Gründer und Landwirt Jura Nordhausen, der das Projekt als Coach begleitet. Auch die Schüler sind von Beginn an Teil der Planungsarbeit gewesen. Der Garten Green Pauli ist ein Gemeinschaftsprojekt, das langfristig angelegt ist. Was hier angebaut wird, fließt in die Versorgung der Schul- und Gastronomie Küche ein. Das reicht nicht, um eine ganze Schule zu ernähren. Wohl aber, um Umwelt- und Ernährungsbewusstsein bei den Kids zu schärfen. Auch Küchenchef des ÜberQuells, Jan Bronsert, freut sich: “Wir lieben frische Kräuter auf unseren Pizzen und Bowls. Das diese nun direkt aus dem eigenen Garten kommen ist nicht nur nachhaltig, sondern macht einfach richtig gute Laune!”

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