Das große Küchenschrank-Aufräumen: in acht Schritten endlich Ordnung schaffen – und halten!

Vorratsschränke aufzuräumen ist ein Kinderspiel mit diesen acht hilfreichen Tipps zum Ordnung schaffen und Ordnung halten

Still ruhen sie in den Küchenschränke, die Koch-Ideen von gestern, vorgestern und den Jahren. Es stapeln und drängen sich Tütchen, Dosen, Gläser, Essenzen und Versuche. Vorratsschränke sind die Asservatenkammern unsere Küche, stumme Zeugen vergangener Inspiration. Über allem schwebt stets ein unausgesprochener Vorwurf, oft ist der Tatbestand der Faulheit gegeben, in minderschweren Fällen spricht die Verteidigung von Überforderung und widrigen Umständen.
 
Im Zuge von #wirbleibenzuhause ist endlich Zeit, sich dieser kleinen Schwäche zu stellen: das Aufräumen von Vorratsschränken ist, wenn man sich einmal aufgerafft hat, weniger schwierig als eine Folge von „Aufräumen mit Marie Kondō“ ohne Schaden an Leib und Seele zu überstehen. Es ist sogar denkbar einfach! (Der Beitrag kann gerne geteil werden – denn Küchenschrank-Chaos betrifft uns alle!) #auszeitküche
1. Abschied nehmen und Gewürze sortieren

Es ist der erste Schritt und es ist eine Erlösung. Nachdem Du Deine Küchenschränke einmal komplett ausgeräumt und ausgewischt hast, ist das Gröbste bereits überstanden. Jetzt heißt es Abschied nehmen von all jenen Tütchen, Packungen und Gewürzdöschen deren Mindesthaltbarkeitsdatum* deutlich überschritten ist. Das hat auch nichts mit Nachhaltigkeit zu tun und auch „das ist doch noch gut“ trifft es nicht ganz: gerade Gewürze verlieren im Laufe der Zeit dramatisch an Würzkraft und Aroma, können sogar muffig werden oder kippen.

Auch Gewürztütchen wie „Glücksgarten-Mischung“ oder „Schubecks Nudelwasser-Gewürzsalz“ sprechen für sich selbst: Du hast sie seit Jahren nicht mehr angefasst? Abgesehen davon, dass dieser Umstand für kulinarische Intelligenz spricht, ist die Chance gering, das Du ausgerechnet jetzt anfängst, damit zu kochen. Das gilt auch für die trendigen Tee-Mischungen, gaaanz hinten im Schrank, die seit Jahren nur noch Motten anlocken.

2. The Big Five

Nach dem Aufräumen ist vor dem Einräumen und auch um sich künftig das große Wegwerfen zu ersparen (Du wirfst da nämlich grade auch Dein sauer verdientes Geld weg!) – ist es ratsam, künftig zu überlegen: was brauche, mag und verbrauche ich wirklich?

Kaufe darum grundsätzlich die kleinste erhältliche Menge eine Gewürzes und niemals Vorratspackungen. Die sind nur für den Produzenten ein Geschäft, bei Dir werden die Großgebinde zum durchlaufenden Wegwerf-Artikel. Eine gute Idee sind auch die Big Five, die individuell kombinierbar sind: das sind die fünf Gewürze, die in Eurer Küche am meisten verwendet werden.

Bei mir sind das:

Paprikapulver, edelsüß

Kümmel

Senfsaat

Currypulver

Piment D’Espelette

damit kommt man ziemlich weit! Ich gönne mir dazu noch Ras el Hanout und Garam Masala als stets vorrätige Gewürzmischungen, Lorbeerblätter habe ich frisch eingefroren, einzeln entnehmbar im Tiefkühler gelagert. Pfeffer ist auch immer da, kaufe nur ganze Körner und mahle frisch! Das gilt für viele Gewürze, wie zum Beispiel Fenchelsaat, Wachholder, Piment – immer im ganzen kaufen – gemahlen verflüchtigen sich Aromen und ätherische Öle viel zu schnell!

3. Essig, Öle, Würzsaucen

Öl wird wenigstens irgendwann ranzig (Riechprobe nehmen) – Essige und Würzsaucen halten dagegen eigentlich ewig, das ist ja das Problem. Auch hier hilft es, sich beim Sortieren unterstützend selbst zu fragen, wann und wie oft Du dieses oder jenes Sößchen tatsächlich mal verwendet hast. Sei ehrlich.

Olivenöl ist ein so tolles Produkt, dass man davon eigentlich nie genug haben kann. Im Alltag reichen aber zwei Öle, ein besonders gutes aromatisches Öl, dass Du ausschließlich für Salate über Gemüse und Steaks „roh“ verwendest, wie ein Gewürz – und ein günstigeres, einfaches Olivenöl zum kochen.

Auch bei den Ölen ist es sinnvoll, lieber öfter und frisch zu kaufen, Öle wie Sesamöl oder Nussöle werden zudem schnell ranzig.

Nimm Dir vor, keine Öle, Würzsaucen oder Essige mehr zu kaufen bis Du alles verkocht hast. Zieh es durch.

4. Klein macht auch Geschmack!

Belaste Dich generell nicht mit Großpackungen, kaufe kleine Gebinde von Trockenwaren, Gläsern und Konserven. Auch das ist ganz individuell, Du weißt am am besten, was bei Euch in rauen Mengen verwendet wird und was nicht. Bevorrate Dich dementsprechend.

5. Es gibt Reis, Baby! (…und Mehl, Linsen, Nüsse, Müsli…)

Und dann sind ja da noch die Unmengen angebrochener Reis-Sorten, Nudelpackungen, Linsen, Haferflocken, Nüsse, Quinoa, Mehl. Auch hier check das Verfallsdatum du reich mal rein – auch wer nicht weiß, wie gekippte Trockenware reicht, erkennt den bitteren Muff-Ton sofort, versprochen!

Zudem ziehen in Trockenwaren, die nicht in fest verschossenen Gläsern gelagert wurden, gerne auch auch Kleinstlebewesen ein von der Motte bis zum Pilz. Künftig machte es Sinn, alles in sauberen, staubtrockenen verschleißbaren Gläsern zu lagern – und selbst dann, kann beispielsweise Reis noch muffig werden.

Verkoche die noch guten angebrochenen Sachen in den nächsten Tagen und Wochen konsequent. Eintöpfe sind da ein guter Rat, da können auch mal Nudelreste mit verarbeitete werden, Linsen oder Reis.

Angebrochene Nüsse und Kerne lassen sich im Ofen rösten, einfach ein bisschen Öl dran und auf Backpapier ausgebreitet im 200 Grad heißen Ofen goldbraun rösten – dann wahlweise salzen und als Snack zum Binge-Watching reichen – oder mit den geschmolzenen Schokoladen- und Kuverturen-Resten mischen du auf Backpapier bei Zimmertemperatur wieder härten lassen – et voila: Nusschokolade!

Haferflocken, Chiasamen, Leinsaat, Kerne, Rosinen und was sonst noch so rumfleucht kann nach Überprüfung zu einer schönen Müsli-Mischung vermengt werden, die Du in einem Verschluss-Glas sichtbar in die Küche stellst – und dann auch tatsächlich aufbrauchst.

Wenn Du die Möglichkeit hast, kaufe künftig Trockenware lose und nur nach Bedarfsmenge, verpackungsfreie Supermärkte, aber auch immer mehr konventionelle Supermärkte und vor allem Biosupermärkte verfügen über ein wachsendes Lose-Sortiment.

6. Sichtbar machen und zwar langfristig und mit System!

Schon gemerkt? Im Küchenschrank werden Lebensmittel unsichtbar! Trockenware wie Reis, Nudeln, Hülsenfrüchte, Trockenobst, Gries oder Mehl füllst Du darum am besten nach dem Öffnen um in luftdicht verschließbare Gläser, oder ein Behältersystem Deiner Wahl, das bestenfalls übersichtlich (sichtbar) in den Vorratsschrank eingefügt werden kann.

In den Küchenschränken meiner hessischen Großmutter fand sich an der Innenseite der der Türe immer ein mit Tesafilm befestigter Zettel, auf dem in winziger Schrift akribisch festgehalten war, was sich alles in diesem Schrank befand. Was aus war, wurde durchgestrichen und auf die Einkaufsliste gesetzt. Das fand ich solange niedlich, bis mich ein Umzug zwang, mal meine Vorratsschränke auszuräumen – es war eine archäologische Erfahrung – Schränke haben ja eine gewissen Tiefe, und es wurde Schicht um Schicht, nach hinten immer antiquarischer!

Abgesehen dass so ein Wirrwarr irgendwann zum Spielplatz für Mehlwürmer, Motten und Fruchtfliegen werden kann, ist Großmutters Idee sensationell: sie sehen immer auf einen Blick alles! Sie müssen das ja nicht zwingen mit einem Zettel machen, wenn Sie Computer-Listen und Exel-Tabellen besser finden, aber es hat schon was sehr funktionales, diese direkte, analoge Übersicht, direkt im Schrank. Gleiches gilt für den Tiefkühler – dieses „Inhaltsverzeichnis“ hängt bei uns mit einem Magneten an der Kühlschranktür.

7. Mindesthaltbarkeit: Irgendwann ist auch mal gut - das kann aber dauern!

Und irgendwann ist dann auch einfach Schluss, Lebensmittel haben ein Verfallsdatum. Das kannst Du in den meisten Fällen mit allen Sinnen selbst ermitteln: riecht das Lebensmittel gut, schmeckt es noch gut – oder hat es Fehltöne, riecht es unangenehm, ist Schimmel zu sehen, die Farbe unappetitlich?

Eine Orientierung bietet natürlich auch das Mindesthaltbarkeitsdatum, da geht der Handel aber auf Nummer sehr sicher, das ist mitunter fern jeder Realität und besagt lediglich, dass das Produkt bis dahin den vom Erzeuger oder Hersteller gewünschten Idealzustand darstellt – das MDH ist darüber hinaus kein Verfallsdatum! Verschlossener Reis, Nudeln, Zucker, Dosen- und Glasware halten ungeöffnet bis zu einem Jahr länger als angegeben!

8. Einmal im Jahr: das große Leerkochen

Etwas dass ich, mindestens einmal, manchmal zweimal im Jahr durchziehen, ist das große Leerkochen – ein fröhlicher Kreativwettbewerb der sich über Tage und Wochen ziehen kann: es geht darum, die Vorratsschränke und den Tiefkühler leer zu kochen – also das befreiende Gegenteil zu Hamsterkäufen!

Endlich kommen alle Reste und Kleinstreste weg, die Vorratsschränke plötzlich luftig und die Sachen im Tiefkühler werden vor Alters-Frostbrand gerettet! Es macht großen Spaß kreativ zu werden, alles einfach wegzukochen und sich ganz nebenbei Platz und Erleichterung zu verschaffen. Nicht zuletzt, schont das auch den Geldbeutel, denn Du hast das alles schon bezahlt!

So! Lieblingsmusik an und los geht es!

Weiterlesen:

Gerade auch in Krisenzeiten darf und soll es schmecken – das hebt die Stimmung. Mit ein paar einfachen Tricks wird aus jedem Notvorrat ein gutes Essen! Lies dazu den NutriCulinary-Beitrag:

Hamsterkäufe schmecken nicht – 10 Tipps für eine kulinarisch sinnvolle Bevorratung

Diese und eine Menge weiterer Tipps und Tricks zur schlauen Vorratshaltung, dazu Produktwarenkunden und Einkaufstipps findest Du in meinem Buch kochen.

Viel Freude damit!

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