Foto: Tobias Stahel

«Wir wollen ändern, wie man vom Essen redet.» – Crowdfunding für «gut» – das Magazin vom Essen

Erfreulicher Weise tut sich was, auf dem Markt kulinarischer Genußmagazine, die über reine Rezeptsammlungen oder die nächste Thermomix-Gebrauchsanleitung hinaus gehen. Die Innovationen kommen allerdings nicht aus Deutschland, mutig geht man in den Nachbarländern Österreich und Schweiz neue Wege. Zuletzt konnte ich in dieser Rubrik, im März das grandiose “All you can eat” aus Wie vorstellen, dessen zweite Ausgabe dieser Tage erscheint. Aus der Schweiz kommt jetzt ein Crowdfunding-Aufruf zu einem spannenden Magazin- und Medien-Projekt. «gut» – das Magazin vom Essen, erzählt in monothematischen Ausgaben die etwas anderen Geschichten vom Essen und macht diese in allen Facetten erlebbar: nicht auf Papier, sondern online und im echten Leben.

Online und im echten Leben – Geschichten vom Essen – erzählt mit vollem Mund und klebrigen Händen

Vier Mal im Jahr widmet sich «gut» einem Thema und setzt es in einen kulinarischen Kontext. Das Thema kann einen direkten Bezug zum Essen haben (z.B. Ei) oder eher unerwartet und abstrakt sein (Hand, Ritual, Tod). Über drei Monate verteilt macht «gut» das Thema auf verschiedenen Ebenen erlebbar: auf der «gut»-Website erscheinen multimediale Beiträge zudem macht «gut» das jeweilige Thema mit Veranstaltungen auf sinnliche Art zugänglich, im «gut»-Shop sind thematisch passende Produkte erhältlich

Mitglieder von «gut» haben Zugriff auf die etwa im Wochen-Rhythmus erscheinenden Online-Beiträge sowie auf den Communitybereich, der den Interessen der Mitglieder entsprechend gestaltet ist. Sie können an allen Veranstaltungen teilnehmen, die exklusiv für «gut»-Mitglieder organisiert werden und mit entsprechenden Teilnahmegebühren verbunden sind.

Und wie funktioniert das konkret?

Mit «gut» tauchen die Mitglieder über einen Zeitraum von drei Monaten in ein Thema ein. Zum Beispiel in das Thema «Hand»: Eine Rezeptsammlung widmet sich Lebensmitteln, welche die Hände speziell herausfordern, weil sie stachlig, färbend, besonders filigran oder schleimig sind. Passend dazu kann im «gut»-Shop ein Nussknacker aus der Messerschmiede von Guarda und ein Kilo rote Baumnüsse aus dem Thurgau bestellt werden. An einer Tafelrunde essen die Gäste nur mit den Fingern ein mehrgängiges Menü, inspiriert von Kulturregionen, in welchen man seit jeher ohne Besteck isst. In einem Audiobeitrag hört man einen obdachlosen Menschen davon erzählen, wie es ist, «von der Hand in den Mund» zu leben: Er isst, was ihm Passanten gutgemeint in die Hand drücken. In einem Workshop werden die Teilnehmer in die japanische Tischkultur und die Kunst vom Essen mit Stäbchen eingeführt.

«gut» möchte dabei werbefrei und vor allem unabhängig bleiben und sieht sich ausschließlich seinen Mitglieden verpflichtet, die das Magazin mit Ihren Jahresbeiträgen tragen. Deshalb startet die «gut»-Redaktion am 26. April um 10 Uhr ein Crowdfunding auf wemakeit – es ist die Kampagne mit dem bisher ambitioniertesten Finanzierungsziel, das je auf der Schweizer Plattform lanciert wurde. Wenn das Redaktionsteam bis Ende Mai 3000 Personen von ihrem Vorhaben überzeugen kann und diese eine Jahresmitgliedschaft für 120 Franken abschliessen, sind die Kosten für ein Jahr «gut» gedeckt und der Weg ist frei für die erste Ausgabe im Herbst 2017.

Die Redaktion – vom Aaalfischer bis zur Zukunfstforscherin

Foto: Tobias Stahel

Für «gut» haben sich sieben Personen aus den Bereichen Gastronomie, Journalismus, Eventorganisation, Design und Informatik zusammengetan, die sich bereits mit verschiedenen Kulinarik-Projekten einen Namen gemacht haben: Anna und Catherine Pearson haben das von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnete Kochbuch «zu Tisch.» publiziert, welches ebenfalls durch ein Crowdfunding auf wemakeit realisiert werden konnte. Anna Pearson war ausserdem von 2014 bis 2017 Gourmet-Autorin der Zeitschrift annabelle. Laura Schälchli vernetzt als Slow-Food-Botschafterin seit Jahren innovative Produzenten mit Konsumenten und war mit «Wood Food» und «Hood Food» an einigen der spannendsten Gastroprojekten Zürichs beteiligt. Mit an Bord sind zudem Sara Witmer, Martina Walthert, Ursina Völlm und Dominik Ogilvie. Die multimediale Aufbereitung jeder Ausgabe erfolgt in Zusammenarbeit mit ausgewählten freien AutorInnen. «gut» will keine vordefinierten Formate abfüllen, sondern für jede Geschichte aufs Neue die bestmögliche Erzählweise bestimmen und die passenden PartnerInnen dafür finden: Köche, KünstlerInnnen, Sensoriker, HistorikerInnen, Bauern, MetzgerInnen, WissenschaftlerInnen.

Kennenlernen und Unterstützen

Schon jetzt geht die Redaktion “unter die Leute”, macht kulinarische Themen erlebbar. Vier Wochen lang feiert «gut» in Zürich und anderen Städten ein «Festival vom Essen» rund um das Thema «Ei». Jeden Mittwoch lädt die «gut»-Redaktion zum Mittagsmenü mit Ei, am Donnerstag Abend werden in der «gut»-Bar mal «Buttermilk Fried Chicken», «Scotch Eggs» oder Eier-Cocktails serviert. Das «gut»-Büro im Zürcher Kreis 4 wird im Mai zur temporären Galerie und zeigt künstlerische Umsetzungen zum Thema Ei. Im kleinen Laden werden von Mittwoch bis Freitag ausgewählte Eierprodukte zum Verkauf angeboten. Verschiedene Restaurants servieren ausserdem für «gut» eine Woche lang ein Eiergericht. Doch auch kritische Aspekte in Bezug auf das Ei sollen thematisiert werden – «gut» will wissen, ob es Alternativen gibt und erzählt von Lösungen und neuen Wegen. Das detaillierte Programm findet sich online unter eswirdgut.ch.

Sie können jetzt die Crowdfunding Initiative von «gut» – das Magazin vom Essen unterstützen: wenn das Redaktionsteam bis Ende Mai 3000 Personen von ihrem Vorhaben überzeugen kann und diese eine Jahresmitgliedschaft für 120 Franken abschliessen, sind die Kosten für ein Jahr «gut» gedeckt und der Weg ist frei für die erste Ausgabe im Herbst 2017!

wemakeit.com/projects/gut

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