“All you can eat” – ein neues kulinarisches Magazin aus Wien tischt groß auf

Es gibt in diesem Blog Rubriken, eine davon nennt sich Foodmagazine und wird selten nur aktualisiert. Der letzte Beitrag, der sich zudem dort mit einer wirklichen Heftneuerscheinung befasste, ist vom 22. April 2016, damals erblickte Food & Farm das Licht des Zeitungskiosks, das ist nun beinahe auch schon ein Jahr her. Seitdem drängelten sich zwar weitere Blätter ins bunter Regal der Rezeptitel, die Verlage entdeckten den Thermodingens als Erdöl-artig sprudelnde Einnahmequelle – aber so kulinarisch Erhellendes, da gabs nach Food & Farm und Schluck keine nennenswerten Novitäten mehr.

Jetzt habe ich, eher zufällig und unter Beteiligung der Kollegin Seiser, die mich via Facebook beherzt mit dem Herausgeber und Chefredakteur eine neuen Foodzeitschrift verbandelte, ein Magazin entdecken dürfen, wie ich es mir schon länger gewünscht hatte. Der Umstand, dass ich erst jetzt zum Heft fand, ermutigt mich, die Erstausgabe von All you can eat hier noch geschwind vorzustellen, bevor im April schon das nächste Heft erscheint, das wir dann wirklich alle nicht mehr verpassen sollten.

All you can eat kommt aus Wien, ist prächtig, großformatig, 114 Seiten, dickes Papier, dass sich gut anfässt, breiter Rücken. Untertitel der ersten, mono-thematischen Ausgabe: Fett -Lobet und speiset es! und ich muss ein bißchen schmunzeln, auch das heißgeliebte Effilee-Magazin startete 2008 (!) mit einem Butter-Titel, Fit durch Fett – für denkende Kulinariker scheint alles mit Fett zu beginne, gut so, schmeckt ja dann eh auch besser.

Los geht es mit Dosen-Ölsardinen-Empfehlungen und “fetten” Weinen, Kochbüchern zum Thema, neue, und alte auch – sehr gut, die sind ja nicht schlechter geworden, mit der Zeit. Chefredakteur und Herausgeber Tobais Müller schreibt über Lebertran und einen Seitenschlag weiter, über den Geschmack von Murmeltier, die erste Geschichte, an der ich auch gedanklich länger hängen bleibe, superspannend mit Bild aus der Küche, hui. Severin Corti ist mit an Bord und schreibt einen Nachruf zum Schmalz. Das flutscht eh.

Jetzt gibts eine Lehrstunde mit Fernand Point und anderen großen Franzosen der Kochgeschichte, die kunstvoll mit Butter warfen und werfen, geschrieben von Alexander Rabl, großartig. Müller rührt ungewöhnliche Margarine auf der Isle of Wight und bäckt Croissants mit Pierre Reboul. Drei Tage lang. Sarah Kelly singt das Hohelied der Käsekrainer und ich sing direkt mit! Fett aus aller Welt wird untersucht, los gehts in Japan mit Thunfischbauch und dann…

Weiter geht es mit Hot Pots und Sumo-Ringern, Essen am Rande des Kroatienkrieges, einer irrsinnig guten Fotostrecke zum Thema von Foodfotografen Thomas Schauer. Und weiter mit der Erkenntnis, warum Fett (nicht unbedingt) fett macht. Und dann, ja klar: Frittentest mit verschiedenen Fettbädern, yeees, einfach geil. Und dann kommt wieder so ein Kernding für mich, ein Fettmenü, irrsinnig schlau und mit ausgefallenen Kombinationen wie Walnüsse, Hirn, Walnussöl oder Hühnerhaut, Rindsgrissini, Pferdechips oder (etwas zugänglicher) Avocado, Tiroler Speck, Miso oder Knochenmark, Zwetschken, Kümmelschnaps – sowas bringt einen weiter, so was inspriert, top!

Reportage vom Fettschwein-Hof im Weinviertel (“Ins Fett von meine Sauen kannst an Nogl eischlagn”) jetzt – und dann geht das Heft weiter und weiter und weiter und Du denkst, das sind doch niemals nur 114 Seite und dann kommt Jürgen Schmücking und serviert den dringlich benötigten Kümmel.

Spannende, ausgefallene Geschichten und Rezepte, wirklich gute AutorInnen, große Fotografie, wunderschöne Illustrationen, alles ansprechend im Layout, glatte Eins für die Erste, die Winterausgabe.

Thema der nächsten Ausgabe (Frühjahr): Fremd – Fürchtet Euch nicht! Humor also auch noch.

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