Es wird immer schlimmer: billigst zusammengeschusterte Kochbücher verstopfen zunehmend nicht nur die Regale großer Buchhandlungen, auch in Lebensmitteldiskountern stapelt sich mittlerweile der Sondermüll der Kochbuchverlage. Aus hauseigenen Archiven, die bis in die 70er Jahre zurückgehen, sowie durch billige Bild,- und Rezeptankäufen aus dem Ausland, kreieren manche Kochbuchverlage wieder und wieder neue Schlabberbüchlein fürs Küchenbord. Alter Wein in neuen Schläuchen. Der Kochbuchmarkt ist ein krisensicheres Umsatzmonster, hier tummeln sich Selbstdarsteller, Nepper, Schlepper, Hobbyköche-Fänger, Zeitgeistjäger, Trendausrufer und Nichtskönner. Und sie alle wollen nur Ihr Geld.
Jedoch gibt es zwischen Prachtband und Ramschbuch durchaus preiswerte, gut gemachte und funktionierende Kochanleitungen. Nur bedingt erkennt man Qualität und Funktionalität eines Kochbuches anhand der schönen Bilder. Hier ein paar Einkaufstipps zur Erst-Einschätzung von Kochbüchern:
1. Wer hat es gemacht?
Der Blick ins Impressum ist extrem hilfreich, hier steht wer das Kochbuch gemacht hat. Neben dem Rezeptautor sind es drei Menschen, die maßgeblich an der Entstehung eine Kochbuches beteiligt sind: Fotograf, Foodstylist und Stylist für Geschirr, Gedeck, Design, eben den Look des Ganzen. In einem guten Kochbuch sind, neben Graphik, Druck, Redaktion, Lektorat und Herstellung, selbstverständlich alle vier Hauptakteure namentlich genannt.
2. Viele Köche verderben den Brei.
In manchen Kochbüchern finden sich schier unendliche Namensketten von Fotografen, Foodstylisten, Stylisten und Rezeptautoren. Wahrscheinlich sehr günstige Bücher, in jedem Fall zusammengeschustert, ohne eigene Handschrift, Bücher zum liegen lassen.
3. Übersetzung
Kochbücher aus dem Ausland sind sehr interessant, gerade wenn es um landestypische Küche geht, verspricht ein Buch direkt aus dem Entstehungsland Authentizität. Leider schleichen sich während der Übersetzung gerne Fehler ein. Mehrfach durfte ich schon Einblick in die Übersetzerarbeit an Kochbüchern nehmen, die wenigsten Übersetzer sind mit Kochtechniken vertraut und mit Küchenverständnis gesegnet, die Kombination Koch und Übersetzer ist selten, Fehler vorprogrammiert. Ganz gefährlich wird es, wenn, z.B. für ein Backbuch die Übersetzung und Umrechnung von englischen oder amerikanischen Maßen auf Deutsche Gewichtseinheiten verlangt ist. Das geht oft nicht gut.
4. Gesunder Menschenverstand
hilft. Wenn Ihnen bewusst ist, dass ein gutes Kochergebnis nur mit guten Grundprodukten zu erreichen ist, werden Sie auch am Kochbuch auch nicht sparen. Herzlichen Glückwunsch. Für alle anderen Menschen gilt: Sie können billige Kochhilfen kaufen, allerdings umsonst. Glauben Sie ernsthaft, diese preiswerten, inflationären Drehkarussell-Schlabberheftchen für ein paar Euro bringen Küchenglück in Ihr Heim? Vergessen Sie es. Unterbezahlte Lohnrezepteschreiber, kleistern da am Schreibtisch (nicht in der Küche) Rezepte zusammen, die nicht lohnen und meistens auch nicht funktionieren.
5. Kochbuchläden
Haben Seltenheitswert. Hier wurde meistens liebevoll vorsortiert, der Buchhändler wäre gerne Koch geworden und kennt sich aus. Sein Sortiment ist seine Ehre. Leider eben Seltenheitswert. In Hamburg empfehle ich uneingeschränkt:
6. Empfehlungen
Misstrauen Sie Lobhudeleien über aktuelle Neuerscheinungen auf dem Kochbuchmarkt. Das Wort Neuerscheinung verrät, dass noch kein Mensch wirklich Zeit hatte, die Rezepte auch auszuprobieren. Wenn Sie, neben schöner Fotografie, wert auf Funktionalität legen, lassen Sie die Neuerscheinungen reifen, oder probieren Sie es selbst aus, reden Sie darüber, schreiben Sie darüber, kaufen Sie Kochbücher, die andere Menschen erfolgreich ausprobiert haben.
Reden wir darüber. Für Kochbücher die ihr/Ihr Geld wert sind.