Neueröffnung: „reep“ – norddeutsche Traditionsküche auf der Reeperbahn

Im Schmidt Theater auf der Reeperbahn gibt es jetzt norddeutsche Heimatküche - ich hab mich einmal durchs Programm probiert.

Mit ihrem kulinarischen Erbe tun sich die Hamburger traditionell ein bisschen schwer. Es mag der berühmten hanseatischen Zurückhaltung geschuldet sein, vielleicht ist es aber auch einfach mangelndes kulinarisches Selbstbewusstsein, jedenfalls: die Schatzkiste der nordischen, der alten Hamburger Küche, wird in der hiesigen Gastronomie nur selten geöffnet.

Foto: Brinkhoff/Mögenburg

Mitten im Corona-Desaster ist jetzt eine Hamburger Institution angetreten, das zu ändern: im legendären Schmidt Theater eröffneten Corny Littmann, Tessa Aust und Hannes Vater jetzt das Reep, ein helles, freundliches, dabei elegantes Restaurant mit Anleihen aus den 50er Jahre  – mit Blick über den Spielbudenplatz schmecken hier zahlreiche Klassiker der nordisch-hanseatischen Küche. „Das Reep wird das Esszimmer für unser Theater, für St. Pauli und die ganze Stadt. Ein echtes Hamburg-Restaurant.“, sagt Schmidt-Gründer Corny Littmann.

Corny Littmann (r.), Tessa Aust und Hannes Vater (l.) – dieses Foto und Header-Foto: Morris Mac Matzen

Anlässlich der Presse-Premiere hatte ich Gelegenheit, mich in Probier-Portionen einmal durch die kleine, feine und beständig wechselnde Karte zu schnabulieren.

Bei Labskaus und Roulade fällt es direkt angenehm auf: die Gerichte kommen modern daher, ohne unnötig modernisiert zu sein. Von der Aalsuppe bis zum Apfelpfannkuchen ist alles handwerklich auf den Punkt gearbeitet und schmeckt genau so, dass auch meine norddeutsche Großmutter begeistert wäre. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger und das ist viel.

Einzig zum Auftakt erlaubt sich das Team einen verspielteren Neuentwurf des Klassikers Birnen, Bohnen und Speck, mit samtigem Birnen-Mousse-Terrine und krossem Speck, die Bohnen haben Biss, die Birnenspalten sind fruchtig sanft geschmort – und im Gesamtgeschmacksbild auf den Punkt!

Die Raviolen auf Roggenteig mit Rübchen-Füllung, Äpfeln und bunten Gartengemüsen sind ein Hinweis auf den vegetarischen Schwerpunkt, der hier überraschend stringent durchgezogen wird, es gibt viele Gerichte ohne Fleisch und selbst Klassiker wie den Labskaus in einer fleischlosen Variante.

Die Nudeltaschen zeigen, das die Küche ihr Handwerk beherrscht – der Teig zart, die Füllung von samtiger Würze – vor allem aber ist jede einzelne Gemüsesorte auf ihren speziellen Punkt pointiert gegart und einfach in Butter und Fond gebettet . Toll!

Foto: Brinkhoff/Mögenburg

Das junge Service-Team unter der Leitung von Isabelle Hartmann empfiehlt mit gut gelaunter Herzlichkeit auch hauseigene Cocktail-Kreationen die an der großartig designten Bar im Gastraum frisch zubereitet werden. Die Weinkarte ist übersichtlich, das passt hier: eine Handvoll unkomplizierter Gewächse die freundlich kalkuliert sind und Freude machen, etwa der Rheingau-Riesling VDP Gutswein von Jacob Jung oder der Sauvignon Blanc von Bergdolt-Reif & Nett aus der Pfalz.

Die Aalsuppe auf Basis von Bio-Galloway-Rinderbrühe kommt mit wolkenweichen Klößchen, Gemüse und Tiefgang. Der Labskaus ist perfekt! Genau so, muss der!

Zum Niederknien gut, ist die Rinderroulade, perfekt gegart und von einem Fleisch- Geschmack der das Resultat der Fleischqualität ist, gleiches gilt für die schnörkellose Sauce. Auch das Kartoffel-Sellerie-Püree aus Kartoffeln vom alten Land kann sich ganz aufs Produkt selbst und das Können der Küche verlassen.

Neugierig beuge ich mich nach hinten, um einen Blick in die Küche zu erhaschen – und als hätte ich es geahnt: unter dem bunten Küchenteam finden sich ein paar gestandene Herren, die auf jeden Fall nicht nur mit auf Kapernfahrt dürften – die wissen, wie man das Ding segelt.

Sehr süße Runde: Franzbrötcheneis mit Himbeeren, Apfelpfannkuchen mit Vanilleeis, „Blonde Birne Helene“ mit weißer Valrhona-Schokolade

Das reep ist und wird sicher kein Restaurant der Sensationen und Superlative, es ist die Leichtigkeit und Perfektion, mit der hier traditionelles Hamburger Soulfood zum Auftritt kommt, die das Restaurant zu etwas Besonderem machen.

Wenn es Küchendirektor Olaf Dose und Küchenchef Matthias Schabio gelingt, den handwerklichen Standard auf diesem pointierten Niveau zu halten, hat das reep eine glänzende Zukunft und empfiehlt sich jenseits der Tourismusströme vor der Tür auch für Hamburger Deerns und Jungs die wissen wollen, wie gut die heimische Küche immer schon schmeckte.

Reep – Das Restaurant im Schmidt
Spielbudenplatz 24-25 | 20359 Hamburg

reep online: reep.de 

reep auf Instagram

info@reep.de | 040/31 77 88 84

Neben der Abendkarte mit regionalen Lieblingsspeisen gibt es saisonale Menüs und einen täglich wechselnden Mittagstisch.

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