Arles ist die Reduktion von Südfrankreich, Arles ist Kunst, Mode und Fotografie, eine junge bunte Stadt zwischen alten Mauern. Pitoreske Gässchen laden zum Bummeln in individuellen Läden, es duftet nach Gebäck, irgendwo spielt Musik, Marcia Baila!
Wir sind augenblicklich verliebt, schon bei der Einfahrt in die Stadt. Wir lernen, dass das Zentrum von Arles verkehrsberuhigt ist, parken ausserhalb der Stadtmauern und rollen unsere Koffern ins Grand Hotel Nord Pinus, checken ein, im ältesten Hotel am Platz.
Le Grand Hotel Nord Pinus
Das Grand Hotel Nord Pinus war immer schon das gesellschaftliche Zentrum der Stadt, zentral gelegen, elegant, stilvoll. Es war die Herberge furchtloser Matadores und stolzer Flamenco-Tänzerinnen, die Sommerresidenz der High Society, mit prominenten Gästen aus aller Welt. Und natürlich die Künstler, die Callas, Picasso, Cocteau. Lesenswert dazu der ZEIT-Artikel „Das Leben, ungebremst“ (2009) über die bewegte Geschichte des Hotels.
Zentral gelegen, am Place du Forum und unweit des Amphitheaters, atmet das Haus bis heute eine gelassene Eleganz und Schönheit, mit seiner einladenden Bar, dem Art déco Restaurant, den wunderschönen, individuell eingerichteten Zimmern.
Und überall Kunst, alte Plakate von 1900 künden von der großen Zeit der Stierkämpfe in Arlés, im Foyer eine Foto-Ausstellung des britischen Fotografen und Künstlers Martin Parr! Das Personal ist von ausgesuchter Freundlichkeit und auch Gastgeberin und Hotelbesitzerin Madame Anne Igou ist von großer Herzlichkeit. Zehn Jahre war sie mit dem deutschen Starfotografen Peter Lindbergh liiert und spricht ausgezeichnetes Deutsch, Anne Igou hat immer ein Ohr für Ihre Gäste, einen Tipp, eine Empfehlung.
Wenn Ihr in Arles seid, checkt hier ein, das Hotel ist ein Erlebnis, die Legende lebt.
Homepage des Grand Hotel Nord Pinus
Mehr zur Geschichte des Hotels auf artisalive.co.uk.
Rencontres d'Arles - das internationale Festival der Photographie
Schon beim ersten Rundgang fällt auf, die Kunst, die Mode, die Malerei sind in Arles zuhause. Wir haben Glück und erleben das große Festival der Photographie: „Rencontres d’Arles“ gibt es seit 1969, das Festival ist für die Photographie, was Cannes für den Film ist. Wir verbringen einen ganzen Tag in den spannenden, berührenden Ausstellungen, die überall in Arlés stattfinden, in Häusern, Kirchen und Hallen, in Museen und Galerien.
Mehr zum Festival auf Arles Tourism
Wir haben Hunger und genießen zwischendurch eine perfekte Galette „Le Complète“ in der charmanten Café-Crêpe-Cuisine Le Petit Arles.
Cuit Cuit
Abends kehren wir zurück zum lässigen Rôtisserie-Restaurant Cuit Cuit, dass wir tagsüber entdeckt hatten. Es gibt ein sensationelles Brathühnchen, dass in dunkler Sauce badet, serviert mit einem Berg Pommes Frites, dazu würzig-junger Rotwein von den Côtes du Rhône. Es ist ein Fest, notiere ich auf Instagram.
Pâtisserie Poudevigne
Der nächste himmelblaue Morgen beginnt in der Konditorei der Maître Pâtissières Vivian et Florent Poudevigne. Alles in der Pâtisserie ist handwerklich gemacht, trägt Handschrift, einzigartige Gebäcke, traumschöne Brote, zartsplitternde, buttrige Croissants. Der Knaller sind die Mini-Pâtisserie-Kunstwerke in der Größe von 2-3 Happen Glückseligkeit. Man kann nicht mehr aufhören.
L’Épicerie du Cloître - PopUp in Arlés mit Chef Joaquin Cardoso (Carlota, Mexico City)
Mittags besuchen wir L’Épicerie du Cloître, ein PopUp Restaurant-Konzept des Design und Boutique-Hotels Le Cloître – jeweils für eine Saison laden sich die Franzosen Küchenchefs aus aller Welt ein, die Klassiker der Südfranzösischen Küche mit ihren Ideen und Traditionen bereichern. So kommt es, dass wir an diesem Mittag unter Dattelbäumen sitzend, Gäste des mexikanischen Kochs Joaquin Cardoso aus dem Carlota in Mexico City sind. Ein saftiger Salat mit späten Sommertomaten kommt auf den Tisch, mit Bouchot-Muscheln und Sobrasada-Croutons. Die zart geschmorte Kalbsbrust mit schwarzen Bohnen ruht auf Ziegenfrischkäse-Creme die auf den Teller gestrichen wurde, getoppt mir Essig-sauer eingelegten roten Zwiebeln. Ein überraschendes Mittagessen in Südfrankreich.
Reinfall im Bistro von 2 Sterne Koch Jean-Luc Rabanel
Irgendwann muss es ja mal passieren, dass man nicht so ein Glück hat, mit dem Esssen. Dass der Abend im Bistro A Côte allerdings derart katastrophal werden sollte, ahnten wir nicht. Denn der Besitzer ist kein geringerer, als Jean-Luc Rabanel, Chefkoch des mit zwei Michelin Sternen bewerteten Restaurants L’Atelier, dass sich nur wenige Meter entfernt findet.
An diesem Abend weht uns ein überraschend kühler und herbstlicher Mistral-Wind hinein ins Bistro, wir hätten gerne im Weinlaub-umrankten Entrée gesessen, die malerische Terrasse ist an diesem Abend einfach zu zugig, es ist wirklich frisch. Wir also rein in den Gastraum der in rot und schwarz gehalten, schwer am Design-Vermächtnis der Achtziger Jahre trägt. Das Bistro ist proppevoll, wir klemmen eingegengt an einem Zweiertisch unter einem Fenster, in dessen Ecken sich der Staub zentimeterhoch gesammelt hat. Über uns eine Photographie eines Tellergerichtes des Sternekochs – es hängt verkehrt herum, auf dem Kopf. Kann man sich nicht ausdenken.
Eine solche (gerade dem eigenen Chef gegenüber) respektlose Nachlässigkeit hätte uns Warnung sein sollen. Oder die mit Edding auf die Tischleisten gerkitzelten Tischnnummern. Oder die grauenhafte Musik, ein stetiger Wechsel aus depremierendem Klaviergeklimper und quitschig-kitschigen 80ger Jahre-Saxophon, dass nur behauptet, Jazz zu sein. Es ist ganz entsetzlich. Aber Musik ist ja Geschmackssache. Das zähe Côte du Boef auf meinem kalten Teller ist es nicht. Zuvor gabs ordentliche Crevetten und Foie Gras mit grünen Bohnen und Haselnüssen. Keine Paukenschläge, aber in Ordung. Wenn nur die Musik nicht wäre, nicht mal Wein hilft.
Das Côte du Boeuf ist ein Traditionsgericht der alten Stierkampfstadt Arles. Auf meinem kalten Teller ein zähes Stück Muskel, dass ich in Sauce Bernaise zu ertränken gedenke. Die fehlt aber. Auf Nachfrage zeigt der Service auf das Töpchen mit steinharter Estragonbutter. Ich erläutere (auf französisch sogar!) den Unterschied zwischen Butter und Sauce. Kurze Zeit später: Schneebesen Geräusche aus der Küche! Es kommt: die Butter, cremig geschlagen. Mein Steak ist kalt. Das Dessert eine lieblose Crumble-Schichtspeise die überwiegend zuckersüß schmeckt, getoppt mit einem Kugel Vanilleeis die wässerig ist und frostkristallig auch. Ich habe überhaut keine Schmerzen gutes Geld für Essen auszugeben, das ist der Luxus den ich mir leiste. An diesem Abend reute mich jeder Cent.
Ganz groß: Paella Carmarguaise a La Taverne Du Forum
Am Tag unserer Weiterreise ist es die Köchin der La Taverne Du Forum, die Arles Ruf als Gourmet-Reiseziel mehr als wieder herstellt. Ein letztes mal gehen wir durch die Gassen, plötzlich duftet es herrlich nach Brathuhn. Wir biegen um die Ecke und das steht Madame vor dem Restaurant an einer gigantischen Paellapfanne und wendet Hähnchenteile in knisterndem Olivenöl. In einer Stunde dürfen wir wiederkommen, erklärt Madame, wir mögen uns dann bitte unter die roten Schirme auf dem Platz setzen.
Das muss erklärt werden. Rund um den Place du Forum finden sich Restaurants, die den Platz selbst untereinander aufgeteilt haben. Hier findet sich auch das berühmte Le Café Van Gogh und alles in allem ist alles doch recht touristisch, mit eingeschweissten Speisekarten, Plastiktischdecken und Rambazamba-Musik (es spielen hier ständig die Gypsy Kings, es muss an der Nähe zu Spanien liegen.) Kurz gesagt, wir hätte da wahrscheinlich ohne Madames Hähnchenzauber niemals Platz genommen.
Die Paella die wir dann aufgetischt bekommen, gehört zum Besten was ich in die Richtung bislang gegessen habe. Die Paella Carmarguaise unterscheidet sich von ihren spanischen Schwester durch ihre cremige Saftigkeit, keine Kruste, eher wie ein schönes Risotto, nur ohne Käse natürlich, dabei Safran-würzig und das ist es! Der Camarque-Reis, ist der Star, das saftige Huhn und die knackigen Garnelen sind willkommenes Beiwerk.
Wir verabschieden uns von Arles mit der Gewissheit, dass wir wiederkommen werden, irgendwann – was für eine fabelhafte Stadt!
Kleine Rundtour durch die Carmargue / die Domaine de Beaujeu
Wir wollen wissen wo der Carmargue Reis wächst, und besuchen den Parc naturel regional de Carmargue und die angrenzenden Salzfelder der Étanges, Reis und Salz sind die Kostbarkeiten der Region und diese Landschaft zwischen Fluss und Meer macht das Herz weit. Im Wind rascheln wiegend Seegräser und Reispflanzen, da grasen schwarze Stiere in der Ferne und auch die berühmten rosa Flamingos sehen wir bei den Sandbänken stehen.
Insbesondere Sammler von Horizont-Fotos kommen hier voll auf Ihre Kosten! Und kurz bevor wir dieses Paradies verlassen, entdecke ich am Strassenrand ein Schild – Weinverkauf! Ich bin superneugierig, wir biegen ab… wie schmecken wohl Weine die in diesem Klima entstehen. Seit 1974 arbeitet man auf der Domaine de Beaujeu schon biodynamisch! Der Weißwein Miroir d’eau aus Chardonnay und Marsanne-Trauben ist frisch und blumig, ich meine eine subtile Salznote zu erschmecken, ich mag mich aber irren. Wir kaufen Wein und Reis und dann sind wir wieder unterwegs. Nächster Halt: das Luberon!
Und hier geht es weiter:
No Reservations – Tour de France Sud (1): Villefranche-sur-Saône – Seillans – Hyères
No Reservations – Tour de France (2): Cassis – Aigaliers – Uzès
No Reservations – Tour de France Sud (3): Arlés – Camargue
No Reservations – Tour de France Sud (4): Cavaillon – Lacoste – Menérbes
No Reservations Tour de France Sud (5): Beaunes – Andernach