Das Schöne an gesellschaftlichen Entwicklungen und Bewegungen: immer gibt es auch eine Gegenbewegung. Im Zuge der von Medien und Kochbuchverlagen herbeigeschriebenen Vegetarisierung (wenn nicht gar Veganisierung!) des Landes erwuchs zeitgleich in einem kleinen Teil der Bevölkerung das Interessen an gutem Fleisch und seiner Herkunft. Überbewerten sollte man das alles nicht. Im Januar diesen Jahres ergaben die Hochrechnungen des Vegetarier Bundes, dass bislang ca. rund 10 % der in Deutschland lebenden Menschen Vegetarier sind und gerade mal 1,1 % der Bevölkerung Wert auf eine vegane Ernährung legt.
Und auch dem erblühenden Interesse an gutem Fleisch, stehen Zahlen gegenüber die deutlich zeigen, was in Deutschland wirklich auf den Tisch kommt. Die Fleischproduktion ist in Deutschland auf dem Höchststand. Alleine bei den Schweinen waren es im vergangen Jahr rund 58 Millionen Tiere die geschlachtet wurden. Wenn man bedenkt, dass der Anteil von Freiland- und Bio-Schweinen daran nur um die 0,7 % ausmacht, dürfte klar sein das es noch ein langer Weg ist – für die neue Lust an gutem Fleisch wie auch den Vegetarismus.
Insofern ist eventuell erstmal doch nur von einem Revolutiönchen zu sprechen, wenn man über Franck Ribières Dokumentarfilm „Steak Revolution“ spricht. Allerdings ist der 2014 erschienene Film, ein sehenswerter Beitrag zum Revolutiönchen und endlich auch einem größeren interessierten Publikum zugänglich: morgen (02.04.) veröffentlichte Tiberius Film die Dokumentation auf DVD (OmU und in deutscher Synchronisation), Blue Ray und Video on Demand-Portalen.
Die Suche des Regisseurs nach dem perfekten Steak beginnt in Frankreich und ausgerechnet mit der Feststellung, dass die Nation ein Problem mit der Fleischqualität der Rinder haber(später im Film darf das bei einem Besuch im Aubrac zumindest eingeschränkt revidiert werden). Es folgt eine beeindruckende Reise um die ganze Welt, durch Ställe, Farmen, Küchen, Märkte und Restaurants. Und diese Reise ist wirklich lehrreich, die verschiedensten Herausforderungen bei der Rinderzucht werden global und vielschichtig erfasst. Spannend zu erfahren, wie unterschiedlich Rinderzucht sich in Schottland gestaltet, in den USA, Spanien oder Japan (Kobe!), wie unterschiedlich die Rassen und die Anforderungen der Rinder sind, was Qualitätsmerkmale ausmacht und wie sie erreicht werden.
Mundwässernd wird es immer dann, wenn Restaurant- Metzgereien- oder Küchenbesuche anstehen und ich habe definitiv einen ganzen Zettel neuer Sehnsuchtsorte notiert – ich muss beispielsweise dringend in dieses New Yorker Steakhouse, diese unfassbare japanische Metzgerei und den Templo da Carne in Brasilien.
Neben der Wissensvermittlung erfreut der Film durch tolle Bilder einer Weltreise. Franck Ribière ist dabei überall sehr nah an den unterschiedlichsten Menschen und für Nerd-Kulinariker dürfte es darüber hinaus hier und da ein Wiedersehen geben, etwa mit dem temperamentvollen Metzger Dario Ceccini aus Panzano in Chianti, oder Drei Stern- Koch Michel Bras und seinem Sohn Sébastien Bras im südfranzösischen Lagiole.
Dass ein Rind aus wesentlich mehr als nur seinen Steaks besteht ist auch so einen Binsenweisheit für denkende Genießer, die im Film nicht verhandelt wird – das hätte den Rahmen aber wohl auch gesprengt. Es bleibt ein bildstarker, oft mundwässernder Film, der klüger macht. Prädikat: sehenswert.
Und sollte sie doch noch kommen, die Revolution, gefiel es mir wenn Vegetarier, Veganer und Fleisch-Genießer gemeinsam auf die Barrikaden gingen: gegen Massentierhaltung und Fleisch als Sattmacher im Alltag.
Wer bis hierhin mitgelesen hat, soll belohnt werden: gemeinsam mit Tiberius Film verlose ich drei DVDs des Filmes! Dafür nennen Sie bitte in den Kommentaren Ihre Einkaufsquelle für bestes Rindfleisch, so haben wir alle was davon. Über Ostern ermittelt die unbestechliche Losfee dann die drei GewinnerInnen. Unter Auslasung aller erdenklichen Rechtswege und „aus dem Bauch heraus“, wie mir die Lottofee zuflüsterte. Die Gewinner werden Benachrichtigt und ebenfalls hier in den Kommentaren am Dienstag nach Ostern bekannt gegeben. Viel Glück!