Londons Erdgeschoss ist ein Restaurant. Tür an Tür: Delis, Coffee Shops, Bäckereien, Weinläden, Feinkostgeschäfte, Restaurants, Takeaways und Pubs – Londons Strassen sind gesäumt von kulinarischen Möglichkeiten, wo sich bei uns Friseurläden mit Schuhgeschäften abwechseln.
Ich weiß, dass der Zauber einer fremden Stadt die Dinge oft verklärt und den Reisenden in übertriebene Entzückung verfallen lässt, der kulinarische Reichtum Londons zeigt sich aber tatsächlich schon im Straßenbild. Regelmäßig stattfindende Food Markets erweitern das Angebot, bieten artisanen Genusshandwerkern und Streetfood-Garküchen eine Bühne.
Schon früh sind wir unterwegs, zur Mittagszeit werden wir im Blue Print Café erwartet dort kochen heute gemeinsam der Küchenchef Jeremy Lee mit seinem Gast Michael Smith vom „The Three Chimneys“ in Schottland, im Rahmen des London Restaurant Festivals ein gemeinsames Menü. Vorher wollen wir die Food Marktes erkunden, wir sind ja nicht zum Spaß hier.
Covent Garden Real Food Market
Direkt am touristischen Ausflugsziel Covent Graden findet sich jeden Donnerstag der Real Food Market, wir haben Glück, wegen des London Restaurant Festival findet der Markt derzeit auch Sonntags statt.
Überall werden gerade die Stände bestückt, mobile Gasherde entzündet, in einer riesigen Paellapfannen brutzeln Chorizo für ein Chorizo-Bohnen-Stew, schwarzgelbe Miesmuscheln wälzen sich wohlig in stückiger Tomatensauce, schwer ächzen Tischreihen unter orientalischen Salaten und bunten Cupcakes-Türmen.
Auch ein Stück Heimat finde ich, hier, mitten in London gibt es einen Stand mit schwäbischen Landjägen, Pfefferbeissern, deutscher Bratwurst und Sauerkraut. Hier gibt es auch Ethiopischen Kaffee, polnische Würste und Brot aus aller Welt.
Gleich neben der The Artisan Bakery findet sich Riverford, leuchtend bunte Gemüsekisten werben für den Gemüsekistenlieferservice, der etwas mehr anbietet als die übliche Wochenkiste für Bewusstköstler.
Riverford bietet maßgeschneiderte Lieferungen und neben den Biogemüsen von fünf Farmen auch Fleisch, Milchprodukte, Schokoladenspezialitäten, Käse, Bioweine und sogar fertige Lunchboxen! Es gibt ein Riverford Kochbuch, eine zweimonatlich erscheinende Zeitschrift mit saisonalen Rezepten, Kochkurse, ein Restaurant.
Brick Lane Food Market
Mit der U Bahn fahren wir nach Bethnal Green, hier leben überwiegend Inder, Pakistaner und studentisches Volk, Bethnal Green ist Heimat der britischen Dub-Elektroniker Asian Dub Foundation und Wiege des Drum ’n’ Bass, hier fanden Anfang der Neunziger Jahre die traditionelle indische Musik und jamaikanischer Reggae zu Geschwindigkeit und Hardbeat. Klingt dann so:
Asian Dub Foundation Culture Move
Culture Move auch in der Brick Lane, Food Culture Move, eine Vielländerküche, jeder Meter ein anderes Land, ein neuer Duft, kilometerweit. Gleich am Anfang des gigantischen Brick Lane Foodmarkets findet sich die jüdische Brick Lane Bagle Bakery.
Hier wird 24 Stunden täglich die Spezialität des Hause über den Tresen gereicht: Saltet Meat Bagle, heißes gepökeltes Rindfleisch, das in großen Lappen auf einen frisch gebackenen Bagel gelegt und dick mit knallscharfem Senf bestrichen wird.
Wir ignorieren den Fakt, dass in einer Stunde ein fünfgängiges Mittagsmenü auf uns wartet. Gute Entscheidung. Sehr gute Entscheidung. Keine Angst vor langen Schlangen übrigens, die Damen hinter dem Tresen arbeiten mit Lichtgeschwindigkeit.
Auf dem Brick Lane Foodmarket finden sich die unterschiedlichsten Küchen der Welt hautnah erlebbar, überall wird gebruzelt und gekocht, indische Mamas rühren Currys, hier werden Sushi gerollt, da zieht ein japanischer Nudelmeister, Reisnudeln in die Länge.
Der Ribman serviert „die besten Spareribs in London“, frisch vom feuer, würzig-zart mit feinem Biß, der Ribman streicht das zarte Fleisch mit hitzefesten Handschuhen von den Knochen und serviert das zarte Fleisch dampfend heiß und knochenfrei im Döner-Style. Köstlich auch das im ganzen gebratene Spanferkel mit viel Knoblauch und Fenchelsaat vom Grill, butterzart das langzeitgegarte Fleisch.
Auch und gerade für Vegetarier ist Brick Lane am Sonntag das Paradies, überall gibt es knusprige Gemüserolls, Stews, Eintöpfe und feuerscharfes Pfannengemüse, es gibt Fische am Stock, es gibt Käse und wir haben noch gar nicht über die Waffeln, Pfannkuchen, Napfkuchen und Cupcakes gesprochen.
Der Brick Lane Foodmarket war für mich ein beeindruckender Höhepunkt der Reise, ich empfehle London-Besuchern stark, am Sonntag auf das Frühstück zu verzichten, kein Restaurant zu buchen und ab Mittag die Brick Lane entlang zu schlendern für eine mehrgängige, kulinarische Weltreise.
Covent Garden Real Food Market
coventgardenlondon.com
Brick Lane Sunday Market
10.00-17.00 Uhr:
Ely’s Yard (Eingang Brick Lane & Hanbruy Street)
The Old Truman Brewery
London E1 6QL
U-Bahn: Aldgate East or Liverpool Street
Brick Lane Bagle Bakery
159 Brick Lane, London, E1 6SB
Und hier gehts zu:
London (1): Gourmet Odyssey, Nahm, The Squar, Wild Honey
London (2): The Waldorf, Bohemian Lounge Bar, Tây Đô Restaurant
London (4): Menü im Blue Print Café mit Jeremy Lee und Michael Smith
London (5): Báhn Mì & Phở im City Càphê
London (6): Ein Abend in Fergus Hendersons ST. John Bread & Wine
London (7): Dine with Dos Hermanos at Tayyabs & verliebt im Lexington