Der Paloma (Tag am Meer) – Sommerdrink 2010

Seit dieser Somme sich für uns erwärmt hat, suche ich Grapefruitlimonade. Dummerweise war mir nämlich schon früh im Jahr zu Ohren gekommen, das der Drink zur Sommersause in diesem Jahr Paloma hieße, angetreten den alten Sprizz vom Thron zu stoßen. Gemunkelte Zutaten: Tequila, Grapefruitlimonade, Meersalz. Hat mich sofort überzeugt. Besonders die Verwendung von Meersalz leuchtete mir ein, eine schöne Reminiszenz an die Zeit als wir Tequila noch aus dem Stamperl soffen, nicht ohne uns vorher den Handrücken mit Haushaltssalz einzusauen und dann freiwillig eine halbe Zitronenscheibe zu verzehren. Die Musik war damals allerdings besser.

Recherchen ergaben, dass der Drink keineswegs neu, aber wohl eine Neuentdeckung war. Im Blog meines Lieblings-Barmagazin Mixology fand ich dann sogar die Ankündigung zu einem Paloma– Workshop für Bartender, Mitte August in Berlin. Da aber der deutsche Sommer ein wankelmütiger Geselle ist und ich kein Bartender bin, beschloss ich auf eigene Faust zu mixen. Um nicht ganz auf mich allein gestellt zu sein, betrieb ich vergangene Woche Betriebsspionage, besuchte meine Lieblingsbar, das Le Lion und bestellte beiläufig einen Paloma. Hat aber nicht geklappt, auch Herr Meyer hatte leider keine Grapefruitlimonade zur Hand.

Grapefruitlimonade habe ich letztendlich nur als diätische Getränk gefunden, sowas lehne ich ab. Schön, dass es doch nicht alles auf der Welt zu kaufen gibt, Liebe und Grapefruitlimo beispielsweise, sind eher schwierig. Nach eingehender Beratung im Kollegenkreis, entwickelten wir heute zum Feierabend eine eigene Rezeptur. Eine Kollegin hatte Grapefruitsaft im Bioladen erstanden, ich brachte von Zuhause Meersalz aus der Guérande und meinen besten Tequila: einen SIERRA Milenario Tequila Reposado, aus 100 % Agave de Minnellial (Blaue Agave), daran sollte es ja nun nicht scheitern. Mineralwasser gab es im Studio-Kühlschrank, der auch Eiswürfel husten kann.

Alle Getränke waren sehr gut durchgekühlt, auch die Gläser hatten wir zuvor eingefroren. Und los: Gläser (siehe Foto) mit Eiswürfeln füllen, eine Teelöffel Zucker einrieseln lassen (Zucker ist das Salz des Bartenders!) und 2-4 cl Tequila drüber gießen. Bis zu 2/3 des Glases mit Grapefruitsaft auffüllen. Mit einem langen Löffel kräftig umrühren. Und jetzt kommts: eine Prise Meersalz aufstreuen und dann mit eiskaltem, stark perlendem Mineralwasser auffüllen und sofort servieren. Da kann auch noch ein Limettenschnitz rein oder Klimbim an den Glasrand, aber eigentlich steht dieser Longdrink für sich.

Schmeckt sensationell. Sehr erfrischend, der Zucker ist kaum zu merken, würde aber fehlen wenn er nicht wäre. Gut, dass wir einen guten Tequila verwendet haben, der Milenario gibt dem Drink mit Pfeffer-, Vanille-, und Holz-Noten Rückrad und Charakter, statt nur undefiniert zu ballern. Das Meersalz ist eine Offenbarung, harmoniert perfekt mit Tequila und Grapefruitsaft, sehr komplex und vielschichtig, dabei perfekt harmonisch. Ein Drink wie ein Tag am Meer: bei jedem Schluck hört man die Brandung, feine Gischt auf Sommerhaut und die Nase im Wind.