Post aus Kroatien (3): Konoba forte, kroatischer Wein und kleine Fische

Unsere Frauen sind entzückt, haben aber leider gar keine Augen für die Schönheit der rustikalen Konoba, die wir eben betreten haben – die grenzenlose Begeisterung der Damen gehört ausschließlich dem unverschämt athletisch gebauten Jungwinzer und Wirt, der jetzt an unseren Tisch tritt und verkündet, ein full menu gäbe es bei ihm aber nicht. Macht nichts, macht gar nichts, finden auch unsere Frauen, als der Adonis im blau-weißen Ringelshirt aufzuzählen beginnt was er heute Abend so alles kochen könnte, für uns.

Überall in Kroatien kann man gut essen. Wir haben einige Restaurants ausprobiert, wirklich enttäuscht waren wir nie, die Klassiker der regionalen Küche werden überall sorgfältig zubereitet, wenngleich sich das Angebot insgesamt auch überall sehr ähnelt und ein wenig überraschungsarm ist. Mir macht das jetzt nicht soviel aus, ich genieße diese unprätentiöse Produkt-Küche sehr – und kann mich sowieso wochenlang und mit Vergnügen von gegrillten Calamares, Fleischspießen mit Djuvec Reis, Kartoffeln mit Mangold, dalamtinischem Schinken, Käse, Oliven und süßen Palatschinken ernähren, wenn es denn sein soll – es ist, wie schon im ersten Teil der Post aus Kroatien geschrieben: wer sich an die Klassiker hält, der macht nichts falsch und viel richtig!

Gegen Ende unserer gemeinsamen Reise entdecken wir mit den Freunden die kleine Konoba forte, die sich in einem Seitenweg, etwas abseits der Strandstrasse von Viganj versteckt. Konobe, das sind oft winzig kleine Wirtschaften in denen herzhaft rustikale, regionale Küche aufgetischt wird, oft genug ein Familienunternehmen und im Falle der Konoba forte sogar mit angeschlossener Winzerei.

Wir sitzen unter Weinlaub und den dicken Ästen eines großen, knochigem Baumes, Kerzen illuminieren nur wage Garten und Pavillion, durch die geöffnete Küchenluke fällt der Blick in die blankgeputze Küche, wir sind die ersten Gäste. Der hübsche Kerl serviert zur Begrüßung ein Körbchen mit schlanken Portionsflaschen, darin hausgemachter Grappa und Likör. Wir entscheiden uns für den Grappa, ziehen scharf Luft durch die Zähne und kurze Zeit später entsteht dieses Foto der Reisegruppe:

Gelöst lauschen wir den Menüvorschlägen.Es gibt eine Fischplatte: „with prawns, octopus and mussles and a very small fish in the middle, but greate taste!“. Nehm ich! Die Freunde bestellen ein Schmorgericht mit hausgemachten Gnocchi und die Liebste nimmt die kurzgebratenen Steaks mit gegrilltem Gemüse. Der junge Mann nickt zufrieden, serviert die Weine seiner Familie („white wine per glas, red wine in a bottle.“), schnallt sich eine Schürze um und wird zum Koch des Hauses.

Ja, die koratischen Weine, was soll ich sagen. Ein paar Tage reichen nicht, um das große Weinangebot der Region zu erfassen, wenn man nebenbei noch Urlaub machen will. Zudem bin ich kein Wein-Fachmann. Ich habe mich aber bemüht und sehr viele Weine probiert, die ganz große Begeisterung wollte sich nicht einstellen, eventuell habe ich aber auch einfach nur konstant daneben gegriffen. Denn der kroatische Wein ist, zumindest sichtbar, schon auf dem Sprung in die Oberliga. Alleine die Fahrt durch das Weinanbaugebiet von Pelješac, von Orebić bis hin zu den Muschel- und Austerbänken von Ston, da schlängelt sich eine wild-romatische Weinstrasse, die an die frühen Jahre des Aufbruchs in Kalifornien erinnern: prächtige neue Weingüter, erbaut im spanischen Hacienda-Stil, mit Olivenbäumen gesäumte Auffahrten. An den Straßenrändern elegante, moderne Verkostungsläden, meterhohe Weinflaschen und Werbeschilder weisen den Weg zum nächsten Weingut.

Auch in Sachen PR und Preisgestaltung geht es selbstsicher zur Sache, überwiegend startet das Weinangebot bei 20-30 Euro, darunter gib es wirklich nur sehr einfache Landwein. Dabei oft gesehen, und da muss man wirklich mal den Marketing-Hut ziehen: in vielen Weinregalen finden sich schlau positionierte Einzelflaschen international bekannter Weinmacher aus Italien und Frankreich, daneben kroatische Gewächse, die dann eben mal das zwei bis dreifache kosten. Seh schön, oder? Was für ein Statement.

Die Weine die wir in der Konoba forte bekommen, sind einfach, machen aber Spaß, der Weiße trinkt sich weg wie nichts, der Rote malt riesige Fensterbögen ans Weinglas, bringt soviel Alkohol und Tannnin mit, dass dringend dazu gegessen werden muss.

Und das tun wir, so gut wie nirgendwo sonst während unseres Aufenthaltes: das Schmorfleisch ist butterzarte in einer charaktervollen, dunklen Sauce mit intensivem Rotweinaroma, die Gnocchi dazu perfekt: nicht zu weich, nicht gummiartig, schön fluffig und buttrig im Geschmack. Die Steaks der Liebsten sind perfekt gebraten, millimeterdünn und dennoch medium, das Grillgemüse dazu köstlich.

Auf meiner Fischplatte findet sich, neben köstlicher Kaisergranat, Muscheln, Octopus und ein paar Garnelen, ein mittig gespaltener Fisch, „very small fish, but great taste“- so war er angekündigt, der Drachenkopffisch und er schmeckt wirklich frisch und würzig, angenehm festes Fleisch findet sich unter der dicken Fischhaut, ein Genuss.

Es ergeht uneingeschränkte Empfehlung für die Konoba forte, beschließen wir Männer, während wir am nachtblauen Meer entlang heimwärts schlendern. „Stimmts?“, frage ich und drehe mich zu den Frauen um – die irgendwie seltsam verträumt hinauf in den klaren Sternenhimmel blicken.

www.konoba-forte.com

Teil 1
Teil 2
Teil 4

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