Post aus Kroatien (2): die Erfindung des Grillapfelkompotts und wie ich einmal auf einem Campingplatz 3000 Palatschinken buk

„Ich nehm vorweg einmal die Muscheln buzzara, dann die Rasnici-Spieße mit Djuvec Reis und zum Nachtisch die Palatschinken.“ So wird das aber nichts. Alle Tellerportionen sind hier immer und überall riesengroß, manchmal größer, und so kommt es, dass wir es auch nach Tagen immer noch nicht geschafft haben, Palatschinken zu probieren, den traditionsreichen Süß-Klassiker.

„Bütte!“, machen unsere Frauen mit flehenden Gesichtern, sie haben sich zusammen getan und fordern wehklagend: „Bütte! Machst Du uns Palatschinken, bütte!“. Mit dem rechten Arm mache ich eine ausladende Kreisbewegung, die illustrieren soll, dass wir uns hier auf einem Campingplatz befinden. Auch meinen Einwand, ich wisse gar nicht wie echte Palatschinken gehen, die seien ja traditionell von wächserner Bleichheit und gummiartigem Biss und ich mir nicht sicher, ob mir die hier so gelängen, wie ich überhaupt ganz grundsätzlich eine allgemein bekannte Kochschwäche im Dessertbereich aufzuweisen hätte, die Ladys lassen es nicht gelten: „Bütte!“, rufen sie, und: „Zum Frühstück!“

„Wir haben auch noch Äpfel!“, sagt plötzlich die eine, „ohja, mach doch Apfelkompott dazu!“, ruft die andere und dann vorfreuen sich die Frauen auch schon durcheinander. Es ist Freund Stefan, der dem Ganzen in diesem Moment die Krone aufsetzt: „Wir können die Äpfel dafür heute Abend vorgrillen.“ Und nach einer Denkpause spricht er das unglaublich schöne Wort:

„Grillapfelkompott.“

Ich kaufe ihm das Wort Grillapfelkompott sofort ab, feinste Speisekarten-Lyrik, da muss man erstmal drauf kommen: warme, gezuckerte Palatschinken mit Grillapfelkompott. Jetzt ist mein Ehrgeiz geweckt. Ein Rezept hat Freund Stefan leider nicht.

Die Arbeit am Frühstücksgericht beginnt schon Abends am Wohnmobil-Grill, einem Gas-gefütterten Doppeldecker-Ofen, der von oben grillt. Das ist eine hervorragende Eigenschaft, bemerken wir, als wir die marinierten Doraden unter die rotglühenden Heizschlangen schieben, denn anders als beim Grillen auf Rost, kann man die Seite die gerade grillt sehen! Begeistert schieße ich ein Handyfoto:

Ja gut, man sieht nicht viel, müssen Sie mir glauben, echt super. Als die letzten Gräten abgeräumt und die Teller gespült sind, machen wir den Grill noch mal an und schieben die mit Zitronensaft marinierten und in Zucker gewendeten Apfelstückchen auf einem Blech unter den Grill. Immer wenn die ersten Kanten Farbe nehmen, mische ich durch, insgesamt grillen die Äpfel ca. 8-10 Minuten, sie sind süß und weich und schmecken toll karamelig. Die kühlen jetzt über Nacht aus.

Anderntags schmecken die Äpfel noch besser und ich schwöre mir, Zuhause eine Rezeptversion für den heimischen Backofen zu entwickeln. Jetzt erstmal Frühstücks-Palatschinken. Acht Eiern, Milch und Wasser rühre ich glatt, gebe einen zurückhaltenden Schwung Zucker und eine gute Prise Salz daran, würze mit Zitronenabrieb und einem Schluck Rum, den ich im Bauch des Wohnmobils gefunden habe. Erstaunlich was sich alles im Bauch eines Wohnmobils findet, der Rum ist aber nicht entscheidend, da auch sehr homöopathisch verwendet, ich denke aber, er war schon dem runden Gesamtgeschmack zuträglich.

Die Frauen decken den Frühstückstisch, Freund Stefan schließt den Grill wieder an (man kann auf der Oberseite des Grills braten!) und ich gebe Mehl in die Rührschüssel bis ein Teig entsteht der etwas zu flüssig wirkt. Das ist genau richtig, lerne ich später beim Probe-Palatschinken, den ich, wie alle 3000 Palatschinken dieses sonnigen Morgens, in der mit etwas Butter ausgestrichenen, kleinen Portionspfanne backe (beschichtet immerhin, ich will nicht mosern!)

Die Frauen sind sehr, sehr geduldig und ich backe den gesamten Vormittag einen Palatschinken nach dem anderen, verteile noch in der Pfanne immer etwas Grillapfelkompott darauf. Die Dinger schmecken köstlich und garnichtmal so gummiartig!

Als die Grilläpfel aus sind, bestreichen wir die Fladen mit Pflaumenmus aus der Gegend und als die Sonne schon tief steht, mit Nutella. Letzteres war erstaunlicher Weise nur die drittbeste Lösung.

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