Wie so manches was praktisch, funktional und durchdacht ist, kommt auch die Idee für KommtEssen aus Schweden. Dort ist der Selbstkoch-Lieferservice unter dem Namen Middagsfrid bereits ein großer Erfolg, beliefert über 5000 Familien mit den Zutaten und Rezepte für eine frische und ausgewogene Küche. Seit vergangenem Jahr gibt es KommtEssen nun auch in Hamburg, Berlin, München und Schleswig-Holstein, weitere Städte sind in Planung. Einmal in der Woche wird eine große Tüte mit Zutaten für wahlweise drei oder fünf Mahlzeiten zum Selberkochen ins Heim, die WG oder das Büro geliefert, ein Papierbogen mit Rezepten, Tipps und Tricks zum Wochen-Speiseplan ist beigelegt.
Die Rezepte sind saisonal geprägt, es gibt jede Woche ein Fleischgericht, ein Geflügelgericht, ein Fischgericht, ein vegetarisches Gericht und ein Gericht das zwei Mahlzeiten ergibt. Immer dabei: viel frisches Gemüse aus regionalem Anbau und Bioproduktion, den “Umwelt-Luxus” Rindfleisch gibt es sehr selten, der Fisch wird auf Basis der WWF Empfehlungen ausgewählt. KommtEssen denkt klimabewusst und ökologisch, setzt auf Frische, vermeidet Abfall.
Darum habe ich mich auch sehr über das Angebot von KommtEssen – Gründerin Lisa Rentrop gefreut, ihren Service einmal in der Praxis zu testen. Anfang der Woche wurde mir eine imposante 3Mahl-Tüte nachhause geliefert.
1 Tag: Fischburritos mit Avocadocreme
Mit Welsfilet brauche ich der Liebsten nicht zu kommen, das erste Gericht muss ich wohl alleine verputzen. Schon bei den Vorbereitungen fällt mir auf: selbst für vier Personen sind alle Zutaten üppig berechnet und nach nur zwanzig Minuten habe ich Burritos für die gesamte Nachbarschaft fertig. Das Welsfischfilet wird in Chili-Kümmelöl gebraten und das schmeckt großartig, meine Filetstücke waren aber so dick, dass sich die im Rezept angegebene Bratzeit mehr als verdoppelte. Auf die Gesamtzeit gesehen aber unproblematisch. Die Bio-Avocados waren perfekt gereift, dazu knackige Paprika und Alfalfa-Sprossen, frischer Limettensaft und cremiger Bio-Sauerrahm: toll! Dass die Tortilla-Fladen kalt gerollt werden, trübt meine Freude ein wenig, später entdecke ich auf der anderen Seite des Rezeptblattes, dass das Wärmen der Fladen im Ofen als Tipp aufgeführt ist.
2. Tag: Chili mit Hühnchen
Auch wenn KommtEssen reichlich liefert, einige Zutaten setzt der Lieferservice als beim Kunden vorrätig voraus. Neben Öl und Butter sind es für dieses Rezept: Knoblauch, schwarzer Pfeffer, Oregano, Kümmel, Rotweinessig, Brühe und die Beilage, sprich Reis oder Getreide. Das finde ich etwas viel Voraussetzung. Klar, die Fette und eventuell auch die Gewürze sind in vielen Haushalten vorhanden, auch ist es sicher etwas schwierig, messerspitzenweise Gewürze abzuwiegen und zu liefern. Aber den Reis, die Beilage hätte ich aber doch gerne in der Tüte gehabt und beim Rotweinessig musste sogar ich passen, ich besitze derzeit fünf Essigsorten – nur keinen Rotweinessig.
Ich koche mir etwas Bulgur zum Chili und würze mit Weißweinessig. Die im Rezept verlangte Brühe lasse ich weg, das Chili ist durch die vielen Gewürze sehr rund und würzig, da braucht es keine Brühwürfel, ich füge ergänzend nur noch eine Prise Zucker hinzu. Klasse fand ich die Dose mit gemischten Bohnenkernen: weiße Bohnen, rote Bohnen, große Bohnen und Kichererbsen in einer Mischung, kannte ich noch nicht. Nach dreißig Minuten ist das Chili fertige, pro Person gibt es eine halbe Hähnchenbrust und viel Chili mit Mais, Bohnen und knackigem Bio-Paprika, ein gutes Verhältnis. Die Hälfte des Chilis frieren wir uns fürs Wochenende ein.
Das ist auch ein Pluspunkt des Systems, es gibt kaum Abfall, alle Zutaten werden beim Kochen verbraucht und auf dem Rezeptblatt finden sich zusätzlich Tipps zur Resteverwertung.
3. Tag: Frittata mit Pak Choi und Käse
Wir haben es heute ein bisschen eilig, um 21:00 Uhr startet ein Konzert. Also schnell mal die Frittata mit Salat nach Plan in 30 Minuten zubereitet. Als das saftige Riesenomelette in der zugedeckten Pfanne gart, breche ich nach der Hälfte der Zeit ab und gare die Frittata im Ofen fertig, ich muss hier schließlich noch ein Foto fürs Blog machen und meine Frittata dunkelt schneller als im Rezept vorgesehen. Es mag an meiner, eventuell zu kleinen, Pfanne liegen, dass die Rezeptvorschrift (mittlere Temperatur, 15-20 Minuten) nicht eingehalten werden konnte. Für einen Laien hätte die Frittata an dieser Stelle doch zur Herausforderung werden können. Das Ergebnis ist aber wieder erfreulich, die Frittata mit griechischem Bratkäse und Pak Choi schmeckt sehr gut und der Salat mit Möhrenraspeln und Tomaten bringt Frische. Top!
Fazit:
Unserer 3Mahl Tüte kostet regulär 63 Euro, dass sind 21 Euro pro Mahlzeit, bzw. 5,25 Euro pro Esser und Mahlzeit. Die 5Mahl-Lieferung kostet 87 Euro. Dafür hält KommtEssen was es verspricht: ausgewogene, gesunde Zutaten, viel frisches Gemüse, das ganze in ausreichender Menge zuverlässig geliefert. KommtEssen spart Einkaufszeit, bringt kreative Rezepte ins Haus, denkt und kauft dabei ökologisch und nachhaltig. Die Rezepte sind tatsächlich alle in 30 Minuten machbar und sicher auch von Laien zu bewältigen, ein bisschen Übung und Intuition (siehe Fritatta und Bratzeit Fisch) schadet aber nicht. Bei der Bevorratung hätte ich den Reis/das Getreide als Beilage gerne mit in der Tüte gehabt, die Gewürze hat sicher im Haus wer gerne kocht und/oder langfristig den KommtEssen-Service abonniert. Insgesamt hat mir der KommtEssen-Praxistest sehr gefallen- und geschmeckt.
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