Geht doch: Der Fruchttiger ist gerettet! Nach einer Foodwatch-Initiative und unter dem Druck der Verbraucher entschied sich Hersteller Eckes-Grannini zu reagieren: Süßstoffe, Aromen und der Zusatzstoff E330 (Zitronensäure) sind nicht länger Bestandteile des Durstlöschers für Kinder, die neue Rezeptur besteht nur noch aus stillem Wasser, Fruchtsaft und 0,1 Prozent Zucker. Heute, nur einen Tag nach Vergabe des goldenen Windbeutel 2010 für die dreisteste Werbelüge, reagierten auch die frisch gekürten Preisträger der Molkerei Zott: „im Hinblick auf die öffentliche Diskussion zu Zucker wird das Produkt Monte Drink Anpassungen und Verbesserungen in der Darstellung gegenüber den Verbrauchern wie in der Rezeptur erfahren“.
Die Nachrichten der letzten Tage zeigen, dass organisierte Verbraucher-Initiativen durchaus etwas bewegen können und dass gerade Produkte für die Zielgruppe Kind erfreulich sensible Aufmerksamkeit erfahren. Die Nachrichten der letzten Tage rissen aber auch alte Wunden auf, brachten die Erinnerung zurück und die Erinnerung ist grün.
Als kleiner Junge liebte ich den Grünofant, ein Vanilleeis am Stiel mit grasgrünem Waldmeisterkern und einem Waldmeistermäntelchen, welches die kalte Köstlichkeit zunächst nur halb bedeckte. Bis 1978 ein Traum wahr wurde:
“…Wir haben für dieses Waldmeistereis den grünen Mantel jetzt ganz um den Vanille-Waldmeisterkern gezogen und das Produkt größer und dicker gemacht. Denn Kinder lieben diesen Geschmack über alles…Wundern Sie sich nicht, wenn Ihre kleinen Kunden mit „krün-krün-krün“ die Lutsch- und Lustgeräusche des Grünofanten imitieren. Sie haben´s aus dem Fernsehen!” (Langnese Händlerinformation, 1978)
Ich war neun Jahre alt, als mir Langnese das Prinzip des Upgrade näher brachte. Doch das Glück währte nicht lange, noch im selben Jahr wurde der Waldmeister-Vanilletraum rüde Millionen kleiner Kinderhänden entrissen, eine ganze Generation ohne Eis ins Jammertal des Lebens geschickt. Langnese nahm unseren geliebten Grünofant vom Markt.
Ob es damals schon ums kindliche Wohl besorgte Verbraucherschützer gab, verhüllt der Nebel der Geschichte, richtig gesund soll der farbintensive Synthetik-Schleck aus den 70ern aber nicht gewesen sein, zumindest insgesamt diskutabel, Langnese reagierte mit sofortigem Entzug.
So schlimm kann es aber nicht gewesen sein! In den Jahren zwischen 1975 bis 1978 aß ich ungezählte Grünofanten, das Stieleis war wichtiges Werkzeug in der Erziehungsphilosophie meiner Mutter und ich war ein sehr braves Kind. Zumindest bis Langnese das Eis vom Markt nahm. Spätschäden sind meines Erachtens nicht zu beklagen, ein paar Jahre verbrachte ich noch in unbefriedigender Brauner Bär-Abhängigkeit, bis ich 1988 das Stieleisessen komplett aufgab: ich entdeckte während der Kochlehre meine ersten Eismaschine.
Dennoch überkam mich in den letzten Tagen die alte Sehnsucht. Wenn Zott seine Rezepturen ändern kann, wenn der Fruchttiger gerettet werden konnte – kann es dann nicht auch ein Wiedersehen mit dem Grünofanten geben. (pssscht, Langnese, wir würden den Leuten bei Foodwatch auch nichts verraten!)
Auf Facebook hat Sascha Dörnhof die Gruppe „Grünofant: Er steht uns zu!“, ins Leben gerufen, der Vorsitzende der Grünofantwiederbeschaffungskomission und die Mitglieder der Gruppe kämpfen für die flächendeckende Wiederbeschaffung des heiligen Grünofanten in der Urform von 1975. Treten Sie bei, kämpfen Sie mit, Sie wissen ja: Verbraucher-Initiativen setzten sich langsam durch-gerade wenn es um Kinder-Produkte geht!