Kulinarisches Hideway in Tirol – das Interalpenhotel auf dem Seefelder Hochplateau

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Von München geht es über Garmisch-Partenkirchen nach Mittenwald und dann über ein verschneites Sträßchen, das an einen Schmugglerpass erinnert, rüber nach Österreich, nach Tirol. Schon von Weitem sieht man das Interalpen-Hotel Tyrol auf dem Seefelder Hochplateau thronen, von Tannen gerahmt, es ist alles ein bißchen Größer hier. Das beginnt mit Einfahrt in die Hotelgarage die nahtlos in ein Drive In – Check In mündet, die Garage wird zum eleganten lichgefluteten Drive Through in Gold mit edlen Hölzern und wir stehen mit dem Auto eine Weile ratlos davor, zu schön zum reinfahren oder soll man doch?

Mit 5 Sternen Superior ist das Haus bewertet, die große Halle mit der imposanten Schautreppe, gibt einen ersten Eindruck davon, was den Gast hier erwartet: großzügiges Alpen-Flair jenseits jeder Folklore, mit modernen Elementen elegant aufgemischt und heutig. Ich bin als Autor eingeladen hier einen Abend aus Schlaraffenland zu lesen und werde von Katharina Seitz, der Kultur-Verantwortlichen des Hauses, herumgeführt. Schnell bezweifle ich, dass ich irgendeine der Bars und Restaurantbereiche je auf Anhieb werde alleine wiederfinden. In einer Ecke der Hotelhalle, gleich am Eingang hängt ein Bild des Hotelgründers Dr. Hans Liebherr (ja, genau, die Kühlschränken!), der den Gästen freundlich zulächelt.

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Das Zimmer der „Lodge“-Kategorie ist eine Wucht und zwar eine von 78 Quadratmetern und mit Panorama Blick. Der ist wolkenverhangen aber uns ist es gleich, denn in diesem Haus lässt es sich sicherlich formidable überwintern. Nach einem Sektempfang durch Direktor Karl Brüggemann und Gastgeberin Christine Riedl-Knief, gehen wir zum Abendessen ins Restaurant Itter Stuben und der Umstand, dass ich aufgehört habe, mich im Vorfeld allzu intensiv mit Reisedestinationen zu beschäftigen (ich entdecke einfach gerne und lasse mich überraschen) führt zu einer großen Überraschung – das Essen ist ausgezeichnet und das – wie ich später erfahre – auch vom Gault Millau. 2 Hauben und 16 Punkte halten Küchenchef Mario Döring und Sous Chef Peter Wiedner und das sieht und schmeckt man. Halbpension ist für uns gebucht und wir erleben einen Sterne-verdächtigen ersten Abend u.a. mit einer Neuinterpretation der Tiroler Schlutzkrapfen kombiniert mit blauer Kartoffel und einem perfekt gebratenem Kanninchen mit Ricotta-Raviolo und Macadamia-Pesto, Knaller!

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Mario Döring nimmt sich Zeit für mich und eine Begehung der Küchen, die sich über zwei Stockwerke ziehen, 50 Menschen arbeite alleine in der Küche, es gibt einen eigenen Personalkoch für die über 250 Mitarbeiter des Hotels. Wie immer, wenn ich Küchenchefs treffe, frage ich nach dem Nachwuchs und den Schwierigkeiten gutes Personal zu bekommen, die Reaktion ist selten: Mario Döring lobt sein junges engagiertes Team ausdrücklich. Der Service arbeitet ebenfalls mit Freundlichkeit und Professionalität, zumindest trifft das auf den jungen Mann zu, der uns während des Menüs begleitet, sich als Alfred vorstellt und mit einer treffsicheren Weinberatung glänzt. Zu Dessert und Käse hört sich Alfred eine Weile geduldig mein Halbwissens-Geknödel über Süßweine und Regionalität an, unterbricht mich irgendwann: „Ich hol eana mal was!“ und bringt ein gut gekühltes Flascherl Portuguese Love vom Weingut Artner im Carnuntum, einem Weinanbaugebiet „zwischen Wien und Bratislava“. Der österreichische „Portwein“ aus Syrah und Blaufränkisch ist ein Göttertrunk der Spaß macht. Sollten Sie noch irgendwo ein Fläschchen bekommen: zugreifen! (Und bescheid geben!).

Am nächsten Abend lernen wir auch Sommelier Andreas Pfingstl kennen und schätzen. Pfingstl zeigt sich informiert über die Vorlieben seiner Gäste und überrascht mich an diesem Abend mit einem „Sherry“, einer exklusiven Abfüllung von 1994: der „Hoch Genuß Scherri“ von der Winzerfamilie Gregor Schup ist ein süffiger Likörwein (18%) der gut gekühlt perfekt zum Asia-Abend passt. (Mehr zur Vermählung von „asiatischer“ Küche und Weinen, findet sich hier im Blog). Erwähnte ich schon die allabendliche Käseauswahl? Beeindruckend, wie sich hier am laufenden Meter die unterschiedlichsten Käse in perfekter Reife präsentieren, eine bislang ungesehene Riesenauswahl. Ich kann garnicht mehr aufhören und ruiniere jede Kalkulation an diesem Abend.

Dazu gibt es Brot aus der hauseigenen Bäckerei und das gibt es auch schon am Morgen natürlich, wenn zum Frühstücksbüffet gerufen wird, und das verteilt sich im Wintergarten auf imposanten 30 Metern. Es gibt so ziemlich alles, lediglich beim Fisch schwächelt man ein wenig (Graved Lachs (butterzart!), Heringssalat und Matjes), aber wer will Fisch, wenn er Tiroler Schinkenspezialitäten bekommen kann, eine leicht reduzierte Käseauswahl, jede denkbare Eierspeise an der offenen Showküche, Honig aus echten Waben, warmes Roastbeef mit Meerrettichsauce, Rindertatar (alte Schule, mit Cognac und Ketchup gewürzt) und vom Süßkram will ich garnicht reden.

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Am Abend drauf ist Asia-Time im Alpen-Restaurant mit Shushiauswahl, zart geschmortem Schweinebauch, einer perfekt gebratenen Ente. Zwischengang: eine Urmöhren mit Jakobsmuschel in Nage mit Passe Pierre und hauchdünn geschnittenem, gerolltem, salzigem Speck. Chapeau und wau! Zum Dessert gibt es „Mochi-Style“-Pfeilwurzel-Mandel-„Pudding“ mit samtigem Zwetschgeneis und einem wunderschönen Knusperzweig aus – und da lehn ich mich jetzt mal weit aus dem Fenster – einem Teig, der geschmacklich an den Teig erinnerte, aus dem Russisch Brot gebacken wird. Und eben diese knusprige Herbe, zusammen mit dem Flammerie und der Frucht – genial!

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Gut, dass sich im Interalpen-Hotel ein mehrfach ausgezeichneter Welnessbereich von 5.000 Quadratmetern findet und dort: einer der größten Hotel-Pools den zumindest ich bislang sah. Sehr lang und mit Tiefe, dazu ein angeschlossener Außenpool, zwischendurch kann man sich im Schnee wälzen, das macht Appetit! Es schlummert sich allerdings auch hervorragend in den gemütlichen Liegen. An der Idee mit dem Winterschlaf sollten wir ebentuell arbeiten.

Infos:

Hotelseite Interalpen Hotel Tyrol
Hotel Blog des Hotels

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