Die Liebste sitzt in der Küche und blättert begeistert in einem bonbonfarbenen Back-Bookazine: „so was fehlt, so sollte ein Backbuch für Kuchen und Torten sein, mit neuen Rezepten die auf einen Blick Lust machen und Machbarkeit zumindest suggerieren.“ Nicht weniger als den Missing Link zwischen Modetorten, Kuchenklassikern, Rührkuchen mit Schischi und Hightea-Konditorei will die Liebste da gefunden haben. Ich staune, gelungen sein soll der innovative Spagat der Redaktion von LIVING AT HOME und tatsächlich: das Spezial „Kaffeetafeln & Kuchenträume“ ist schon beim Blättern ein Vergnügen. Ich möchten sofort den Schoko-Rotweinkuchen mit Birnen, Himbeerkuchen mit Frischkäsetopping, den Mehrfruchtkuchen, den Kokos-Granatapfel-Cake, die Schmandwaffeln und die Hefetartelettes mit Pflaumenmus und Mohn.
Die Bildsprache entspricht der in den Heften und obwohl ich selbst in den Anfangsjahren viel für die Zeitschrift gearbeitet habe, merke ich es erst beim zweiten Durchblättern: das Heft ist komplett aus längst erschienen Heftgeschichten und Rezepten zusammengebastelt. Daran ist nichts ehrrühriges, auch Verlage wollen Geld verdienen, der Mix ist gelungen wie aus einem Guß, und wer wie ich schon mal zwölf komplette Jahrgänge vom FEINSCHMECKER zum Altpapier getragen hat, der weiß, welch schwerwiegendes Problem gesammelte Foodzeitschriften bereiten können.
Ein Blick ins Impressum offenbart zudem: hier waren Profis am Werk, wie das who ist who der deutschen Foodstylisten und Rezeptentwickler liest sich der Arbeitsnachweis: die Grande Dame des Foodstylings, die verehrte Frauke Koops ist dabei, die geballte Backkompetenz aus der Versuchsküche von Essen & Trinken mit Anne Haupt, Michaela Pfeiffer, Hege-Marie Holme, die Kollegen Rocco Dressel und Roland Geiselmann haben mitgearbeitet, to name but a few. Und wie ich gerade ein bisschen neidisch werden will, dass ich nicht im illustren Kollegenkreis genannt bin, stolpere ich überraschender Weise doch noch über meinen Namen.
Moment mal.
Süßkram liegt mir so mittel und Backen kann ich, wie jeder ordentliche Koch, eigentlich überhaupt nicht. Was mache ich in diesem Heft?
Nochmaliges konzentriertes Blättern, dann treibt mir die Erkenntnis flott die Schamesröte ins Gesicht: da! Eine uralte „Fingerfoodparty“, es gibt mit Paprika und Parmesan gerollte Pfannkuchen, Pizzaschnitten und Nürnberger Rostbratwürste im Brezelteig. „Würstchen im Schlafrock! Das ist nicht Dein Ernst, oder!“ lacht die Liebste. Ich röte nach. Sieht doch alles sehr, äh, nüchtern aus. Das ebenfalls in der Strecke enthaltene Blätterteigpasteten-Rezept wurde mir untergejubelt, das hab ich nicht gemacht. Nichts kommen lasse ich aber auf meinen Kokos-Bananenkuchen mit dickem Mascarpone-Bestrich und Mangowürfeln, der schmeckt köstlich, es ergeht Nachback-Empfehlung, auch ein blindes Huhn findet mal ein…na Sie wissen schon.
LIVING AT HOME Spezial N° 3 „Kaffeetafeln & Kuchenträume
165 Seiten
9, 80 €
www.livingathome.de
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