Neonfarben leuchteten die Plakate in Hamburg und Frankfurt am Main von Plakatwänden und Litfassäulen. „Das Jamie Oliver Dinner“ käme in die Stadt, mehr war nicht zu erfahren, die Neugierde geweckt. Vergangenes Wochenende dann Anzeigen in der Tagespresse, wer wollte konnte online bereits eine ganze Weile die Katze im Sack buchen.
Gestern stellten Jamie Oliver und der Produzent Matthias Hoffmann (Prime Time Entertainment AG) ihr gemeinsames Konzept eines kulinarischen Theater-Spektakels und das bis dato geheime Menü auf Pressekonferenzen in beiden Städten vor.
Hoffmann ist kein Unbekannter, wenn es um die ganz große Show geht, derzeit feiert er mit „AFRIKA!AFRIKA!“ große Erfolge und sein „Eckart Witzigmann Palazzo“ wurde die erfolgreichste Dinnershow Deutschlands. Jetzt also Jamie Oliver. Hoffmann überrascht gleich zur Begrüßung im Hamburger East Hotel, mit der Information, er habe Palazzo 2006 verlassen, weil „das Dinner-Theater sich tot gespielt hatte.“ Die Rückkehr zum Format erklärt Hoffmann daraufhin mit der Einzigartigkeit Jamie Olivers. Da macht es fast schon gar nichts, dass Hoffmann seinen Stargast gleich zweimal als Johnny Oliver ankündigt.
Jamie Oliver lacht mit, als er die Bühne betritt, lockeres Live-Cooking, Jamie bereitet den ersten Gang des bislang unbekannten Dinner-Menüs zu: roh marinierte Jakobsmuscheln mit japanischer Yuzu-Limone, knusprigem Ingwer und Shiso Kresse.
Ihm beim Kochen zuzusehen macht ungeheuren Spaß, besonders wenn die nervtötende deutsche Synchronisation entfällt. Ein solches Dinner wäre sicher abendfüllend und so stellt sich die dringlichste Frage auch gleich zu Anfang: wird Jamie selbst beim Dinner-Spektakel zu sehen sein?
Das nun nicht, der Naked Chef ist Familienmensch und beruflich erfolgreich, zudem laufen die Shows in Hamburg und Frankfurt oft zeitgleich. Jamie sei aber medial in das Showkonzept eingebunden, durch Bilder, Zitate und eingespielte Filme, so der Veranstalter. Die dreieinhalbstündige Show sei einzigartig, eine Persiflage auf die zahlreichen deutschen TV-Kochshows werde geboten, mit britischem Humor, so Hoffmann. Erzählt wird die Geschichte eines Kochwettbewerbs, mit eigensinnigen Kandidaten, skurrilen Juroren und einem angespannten Fernsehteam. Begleitet von einem Orchester, mit Gesang und Akrobatik kommt das Stück nach einer Geschichte von Musical-Starautor Michael Kunze auf die Bühne.
Und was gibt es zu essen?
Im East wurden nur die roh marinierten Jakbsmuscheln serviert, wachsweich mit dem kräftigen Zitrus-Aroma der Yuzu-Limone, feiner Koriander-Kresse, knusprigen, hauchdünnen Scheiben frittierten Ingwers, Kokosflakes, Grenadinkernen und Shiso Kresse.
Geschmacklich durchaus ein Gericht für Fortgeschrittene, ein Gericht von dem ich befürchte, dass es damit bei den Dinner Shows Probleme geben könnte, rohe Meeresfrüchte sind in Deutschland (noch) nicht mehrheitsfähig, aber vielleicht unterschätze ich den Wagemut eingefleischter Jamie Oliver-Jünger. Auf die Jakobsmuscheln folgt während der Shows ein Safran-Risotto mit Meeresfrüchten, ein Rinderfilet im Kräuter-Paramschinkenmantel mit geschmortem Gemüse und Kartoffel-Olivenpüree. Das Dessert umfasst gleich mehrere süße Höhepunkte: Schokoladentarte mit Sauerrahmeis, Vanille-Pannacotta mit karamellisierten Clementinen, „New York Vanilla Cheesecake“ und in Rotwein marinierte Birnen und Quitten.
Auch ein vegetarisches Menü wird angeboten: ein Artischocken-Frisée Salat mit rosa Grapefruit und Pecorino, Kürbis-Kastaniensuppe mit Rosmarin, Spinat-Champignon-Roulade gefüllt mit Büffel-Ricotta, knusprigem Salbei und Parmesan. Zum Dessert kommen Fleischeslust und Vegetarismus dann wieder zusammen.
Klingt prima, kochen werden Mitglieder von Jamies Küchencrew gemeinsam mit deutschen Köchen, verspricht Jamie Oliver.
Im November sind die großen Kuppelzelte im „eleganten Industriedesign“ aufgebaut, Premiere ist am 13.11.2008 in Hamburg, am 20.11.2008 folgt Frankfurt am Main, eine zweite Spielzeit sei schon jetzt sehr wahrscheinlich, spekuliert Hoffmann, der auch Shows in anderen Deutschen Städten und „über Jahre“ für möglich hält. Pressesprecher Michael Wanhoff erklärte es seien für 2009 bereits Termine in Berlin, München, Düsseldorf und Wien geplant.
Es blieben am Ende doch noch Fragen offen, etwa wie klingendes, singendes Musical mit dem Küchenrocker-Image von Jamie Oliver zusammen geht und wie britischer Humor und deutsches Witzverständnis zusammen kommen sollen. Fragen die nur durch einen Besuch der Show selbst zu klären sind. Es bleibt spannend.
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