Schnelle Teller auf der Frankfurter Buchmesse

Schnell schnippeln, bevor mich einer anspricht! (Foto: Katharina Höhnk)

Es ist ja nicht so, dass ich nicht schon vor Menschen gesprochen hätte, vorgelesen sogar, mit dem Mundwerk läuft es ganz gut bei mir. Auch beim Kochen erziele ich passable Ergebnisse, nur beides gleichzeitig, eloquentes Gequassel zu parallel stattfindenden Koch- Schneid- und Rühr-Arbeiten, das ist schon eine Herausforderung für mich, Multitasking kann ich nicht, schon gar nicht unter Beobachtung. Hölzern werden meine Bewegungen, flatterhaft die Hände, die brüchige Stimme kommt nur langsam voran und versiegt schließlich gänzlich – die Idee, die Schnelligkeit der Rezepte aus meinem Schnelle Teller Kochbuch auf der Frankfurter Buchmesse live zu beweisen, lehnte ich selbstverständlich ab.

Ja gut, ich hab mich dann doch überreden lassen. Schon Wochen vor der Buchmesse schrieb ich Warenanforderungen und detailierte Ausrüstungs-Listen für den großen Auftritt, ich plante akribisch, kochte zur Sicherheit die sehr, sehr einfachen Rezepte alle noch mal nach und doch wuchs ein Berg vor mir, je näher der Termin rückte. Auch die Aussicht, dass Effilee Chefredakteur und Kochbuch-Mitherausgeber Vijay Sapre sowie Tre Torri Verlagschef Ralf Frenzel selbst, mich auf der Bühne der messeeigenen Gourmet Gallery begleiten würden, machte die Sache in meinem Kopf irgendwie nicht wirklich leichter.

Als ich dann vergangenen Freitag gegen Mittag die Messehalle 3 betrat und erstmals vor der sehr großen Kochbühne stand, beschloss ich, nicht kampflos aufzugeben. Rücken gerade und rein in die kleine Vorbereitungsküche hinter den Kulissen. Dort lernte ich das Team der Eintagsküche kennen, jenem Unternehmen, dass die kulinarische Bühne der Frankfurter Buchmesse betreut. Küchenchef Ronald hatte alles nach meinen überängstlichen Strategie-Mails zusammengestellt, sogar der gewünschte Büffelmozzarella war dabei und zur Gemüsekiste gab es gratis gute Worte und die spürbare Souveränität des erfahrenen Teams.

Vorne auf der Bühne tobte derweil Steffen Henssler vor einem vielköpfigen Riesenpublikum, das anschließend auch direkt gemeinsam mit Herrn Henssler verschwand. Zurück blieb eine komplett eingesaute Show-Küche und ein wackeres Häufchen von zwei bis drei Dutzend Zuschauern, die sehen wollten, was es mit den schnellen Tellern auf sich hat. Nur wenige Minuten brauchte das Team zum Säubern der Küche, der Techniker erklärte mir derweil, dass genau auf die Stelle an der Herr Henssler seine Küchenabfälle gesammelt hatte, eine Deckenkamera gerichtet sei, die ich jetzt durchaus in die Show mit einbeziehen könnte.

Vijay, Hülya, Nervenbündel beim Einrichten der Posten (Foto:Julia Goldberg, Effilee)

Während wir gemeinsam die Sets für die drei geplanten Rezepte einrichtete, entdeckte ich immer mehr bekannte Gesichter im Publikum, da ein fröhliches Winken, ein aufmunterndes Zunicken von Freunden und Foodbloggern, Sus, Astrid, Katha, Katharina, Ariane und Sebastian waren gekommen, ich entdeckte Daniel, Peter und Roberta vom mairisch Verlag, Freunde aus Hamburg und meiner Heimatstadt, ich sah Daumen hoch und Daumen gedrückt und plötzlich wars wie kochen für Freunde. Danke Euch!

Die Lichter an, die Mikros auf. Verleger Frenzel interviewte zuerst Vijay Sapre und diese Chance habe ich genützt. Unbeobachtet, schnell soviel wie möglich geschnitten und gewürfelt und als ich das erste mal Rede und Antwort stehen sollte, waren die Zutaten für die Vorspeise „Mozzarella con musica“ schon geschnitten und ich relativ entspannt.

Männer in der Küche: Sapre, Paul, Frenzel (Foto: Julia Goldberg, Effilee)

Vijay Sapre bereitete am anderen Ende des Tresens das Chili sin carne, ich verrührte eben noch die Zutaten für den schnellen Kaiserschmarrn und das war es eigentlich schon. Julia und Hülya vom Effilee Magazin trugen die angerichteten Pröbchen hinaus in die Welt und es schmeckte dem Publikum.

Kein Mikrophon konnte hören, wie der Berg, der wochenlang vor mir gestanden hatte, sich leise bröselnd verabschiedete, sich erst in Staub und dann in Luft auslöste. Wir haben mit Champagner angestoßen, auf das Buch und die letzte Dreiviertelstunde, ich durfte gleich ein paar Kochbücher signieren und von Jutta, die verhindert war, gab es eine große Box sofort süchtig machender, hausgebackener Schoko-Cookies mit einem Hauch Salz und dazu gleich noch mal Champagner und die späte Einsicht: geht doch!

Weitere Beiträge
Küchenparty für Kochmuffel – Warum mit einem Charcuterie-Brett jede Einladung gelingt