Geht das eigentlich nur mir so oder hören wir immer weniger Musik? Ich meine so richtig hören, mit zuhören und ein ganzes Album am Stück. Mir gelingt das eigentlich nur noch beim Auto fahren und beim Kochen. Nun ist Musik in der Küche heikel und nicht jedes Album passt zu jedem Gericht. Zur neuen Rammstein-Platte mag mit Müh und Not ein Handkäs mit Musik noch gerade so herzustellen sein, für ein Soufflé sollte es dann schon etwas Geschmeidigeres sein, das zarte Ding erschrickt nämlich sonst.
Zu Brenda Boykins Album chocolate & chili (2008) gelingt Soufflé beinahe schon von alleine. Der Kritiker und Blueshistoriker Lee Hildebrand nannte Brenda Boykin : „Die authentischste und schöpferischste Bluessängerin ihrer Generation.“ Die Blues- und Jazzsängerin aus Oakland in Kalifornien lebt seit einigen Jahre in Wuppertal, dort verschönerte Sie mit Ihrer gewaltigen Stimme schon einige Produktionen des ebenfalls dort ansässigen Musikprojekts „Club des Belugas“. Ihr Soloalbum ist ein Festmahl.
Boykin serviert eleganten Jazz, mit federleichtem Swing und dickem Funk, für Bodenhaftung und Roots sorgt ihre unverwechselbare Stimme. Magisch der schleppende Titeltrack „chocolate & chili“, depp und dunkel die Funknummer „Talk with your hands“, bestens geeignet um Kuvertüre zu schmelzen und Risotto cremig zu rühren. Anstrengende und eintönige Schnippelarbeiten gehen wie von selbst von der Hand mit Songs wie „State Side Blues“, „Listen to the beat“ und „Hard Swing Travelling Man“, Hammer die seufzende Wurlitzer-Orgel und die fliegenden Bläsersätze. Zum Dessert sollte es dann ganz dringende das zart schmelzende „Rockabye me“ sein. Ein Genuß!
Anhören: „Hard Swing Travelling Man“
Links: