Champagner, Pet Nat, Sekt, Cremant und… – was Profis zu Silvester trinken!

Was prickelt eigentlich zu Silvester am schönsten im Glas - ich habe neun Sommelier(ès), Weinhändlerinnen und Weinjournalisten nach dem ultimativen Tipp zum Jahreswechsel gefragt!

Zum Jahreswechsel darf es ja traditionell gerne prickeln, nur was perlt denn nun besonders beglückend im Glas? Ich weiß es doch auch nicht! Also habe ich Menschen gefragt, die sich damit auskennen. Ich habe 9 Sommelier(ès), Weinhändler*innen und Weinjournalist*innen angeschrieben und nach ihrem ultimativen Tipp zum Jahreswechsel 2019 gefragt. Alle haben geantwortet und ich danke herzlich fürs Mitmachen (die blauen Überschriften führen direkt zu den persönlichen Seiten und Unternehmen der Profis)! Hier die schäumenden Empfehlungen der Fachleute, mit reichlich Entdeckungen, Überraschungen und Superlativen!

Leiner Winzersekt 15-16-17

Das Jahresende nähert sich in Siebenmeilenstiefeln und die Frage nach dem passenden Getränk zum Jahreswechsel fiel mir selten so leicht: Um überschäumend vor Freude das neue Jahr zu begrüßen muss es blubbern, und zwar nicht zu knapp, denn Weihnachten ist Hochglanz, Silvester ist Mengenlehre.

Der Winzersekt 15-16-17 von Sven Leiner aus Ilbesheim in der Südpfalz

ist derzeit das Spektakulärste, was das Genre Deutscher Sekt zu bieten hat. Die Grundweine für diesen knochentrockenen Sprudler stammen aus den Jahrgängen 2015, 2016 und 2017 aus dem Naturschutzgebiet Kleine Kalmit. Chardonnay und Spätburgunder wurden von Hand gelesen und im Holzfass trocken vergoren, bis sie mit dem noch leicht restsüßen 2017 zu zweiten Gärung in Flaschen gefüllt wurden. Keine Zusätze, keine Reinzuchthefen, kein Zucker, kein Schwefel, ein Sekt gemacht nur aus Trauben und Zeit, hergestellt nach Champagner Methode. Das ergibt bei Leiner einen animierend vielschichtigen Sekt mit Persönlichkeit und immensem Trinkfluss, der nicht nur in der Aperitif Situation, sondern auch zu Tisch brilliert. Ein strahlender Lichtblick, der eigenständig und selbstbewusst keine Vergleiche zu scheuen braucht. Und der charmante Preis lässt einen auch bei standesgemäßem Verzehr das neue Jahr nicht finanziell total ramponiert beginnen.

Erhältlich für 25,00 € direkt ab Weingut oder im Fachhandel bei www.alleswein.com

Sydre Tendre, Eric Bordelet, Normandie, 13,50€ über weinladen.de

Eric Bordelet ist Spitzensommelier und baut als Pomologe seine Äpfel selbst an – biodynamisch und mit größter Behutsamkeit. Sein Sydre lässt alles vergessen, was man bisher an Cidre getrunken hat. Mineralisch, trocken und extrem fruchtig wurde sein Apfelcidre traditionell in der Flasche vergoren. Er lässt so manchen Winzersekt im Schatten stehen. So kann Cidre eben auch. Sydre!

Balfour 1503 Classic Cuvee, Hush Heath Winery, Großbritannien, 29,90 über guteweine.de

England macht großartigen Schaumweine. Ein Champagner der keiner ist, aus Chardonnay, Pinot Noir, Pinot Meunier – feine Perlage, schöne Säure, reife Apfelnoten.

2018 Melsheimer „Rurale“ Riesling Pet Nat (Pétillant Naturel), ungeschwefelt, Weingut Melsheimer15 € ab Hof

Ein fein-eleganter Schäumer, so wunderbar passend zu unserer salzigen Luft an der Nordseeküste und unserer vielfältigen Fischküche. Als Steilstlagen gelten selbst an der Mosel nur fünf Prozent der Hänge. Bei den Melsheimern machen sie rund die Hälfte der Fläche aus. Dann auch noch ökologisch bewirtschaftet. Die Melsheimer waren einer der ersten Weingüter an Mosel mit der Passion, naturbewusst Mosel-Weine zu keltern.

Für viele galten sie als vollkommen verrückt, das wäre bei den Steilhängen unmöglich zu wuppen, meinten viele. Die Melsheimers haben es gewuppt, mit Bravour und vielen Auszeichnungen. Als langjähriges Ecovin-Mitglied und seit 2013 auch noch Demeter-zertifiziert, steht das Weingut oben auf dem Treppchen. Aber was noch viel wichtiger ist, sie haben nicht nur in ihrer Region für Ihr Tun Resonanz erzeugt.

Lambrusco di Sorbara

Schon allein, weil es meine größte Entdeckung des Jahres war, gibt es bei mir Lambrusco. Genauer gesagt: Lambrusco di Sorbara aus der gleichnamigen Rebsorte, die sich durch besonders kleine, helle Beeren und wenig Ertrag auszeichnet. Die Weine sind in der Regel trocken mit knackiger Säure, leuchten knallpink im Glas und duften intensiv nach Veilchen und roten Beeren. Trinkanimation pur und ein Multitalent in Sachen Getränkebegleitung. Und dass man sehr gute Qualität schon für einen Zehner bekommt, ist ja auch mal ganz schön.

www.lambrusco.net/de/der-lambrusco/sorbara/

Champagne Doyard-Mahé, „EB Désir“ Extra Brut Blanc de Blancs

Ich bin durch und durch Champagne-Fan. Wenn ich über mehrere Stunden Champagne genieße, ohne, dass er gezielt zu einem Essen kombiniert wird, dann liebe ich besonders Blanc de Blancs Champagne. Für diesen Blanc de Blancs stammen die Chardonnay-Trauben ausschliesslich aus der Côte de Blancs, dem Referenzgebiet für Chardonnay in der Champagne. Ganz genau genommen stammen die Trauben aus Vertus, die Lagen um den Ort tragen alle zu 100% Premier Cru Status.

Er hat eine anziehende Frische und Klarheit, jeder Schluck bringt Finesse auf die Zunge und die feinen Perlen stupsen einen herrlich wach – das macht ihn zu einem tollen Prickler, den man Stunde um Stunde genießen kann… Wie so häufig, sind die Winzerchampagne auch sehr angenehm von der preislichen Seite. Für diesen bezahlt man zwischen 43-45 €/0,75l.

Kürzlich hatte ich von der Winzerin Besuch, Carole Doyard. Sie ist eine taffe und dabei sehr liebenswerte und charmante Winzerin.

Lieblingsschäumer, die auch wir mit nach Hause nehmen:

Domaine Pignier, Cremant brut, 100 % Chardonnay aus dem Jura, Champagner Methode.

Mein all time favorite Champagner Ersatz. Wird ab dem Nachmittag getrunken werden. Man schmeckt die Rebsorte und das Terroir absolut heraus, aber es bleibt fein und klassisch.

Guilletmot-Michelune bulle“ aus dem Vire-Clesse, 100% Chadonnay, methode ancestral (ohne Foto)

Der Schaumwein, welche die liebe Winzerin Sophie zu Ihrer Hochzeit gemacht hat. Saftig, dicht und doch trocken und saufig ohne anstrengend zu werden. Feine, aber angenehm zurückhaltende Perlage, sodass man damit den Weihnachtsmorgen und die Kochorgie einläuten kann ohne den Magen zu sehr zu strapazieren.

André Beaufort, Champagner rosé, Grand Cru, Pinot noir (ohne Foto)

Champagner der die aromatische tiefe eines Bordeaux hat. Nichts zum nebenbei trinken, aber perfekt, wenn man sich setzt und dem Essen widmet. Unbedingt aus großen Gläsern geniessen, damit er seine volle Pracht entfalten kann.

Scheuermann Blanc et Noir 2017 Brut Nature

Simon und Gabriel Scheuermann aus Niederkirchen in der Pfalz gehören für mich zu den Aufsteigern der letzten Jahre. Noch so jung und doch schon so überlegt und konsequent biodynamisch arbeitend, haben sie sehr schnell einen unverwechselbaren Stil entwickelt.

Der Scheuermann Blanc et Noir 2017 Brut Nature zeigt das eindrücklich. Im Duft erinnert er an Blüten, an reifes Steinobst, an mit indischen Gewürzen gespickte Orangen samt einem Butterkeks. Am Gaumen ist der Schäumer knochentrocken, straff und saftig mit elegantem Mousseux. Für einen Preis von € 17,90 gibt es hier sehr viel Stoff.

Bezugsquelle: https://shop.rohstoff-wein.de/2017-blanc-et-noir.html

Claus Preisinger St. Laurent Xtravaganza

Davon, gute Vorsätze ausgerechnet auf den Jahreswechsel zu terminieren halte ich überhaupt nichts, ebensowenig davon, mit dem Anstoßen bis Mitternacht zu warten.

Die erste Flasche wird voraussichtlich gegen 18:00 geköpft und wenn ich Glück habe, ist der St. Laurent Xtravaganza von Claus Preisinger dann noch da. Ohne Dosage, ohne Schwefel, vermutlich – denn probiert habe ich ihn noch nicht – durchaus naturweinig. Wir mögen das ja.

Champagner Grand Cru Gatinois Champagne

Natürlich, Champagner ist ein Luxusprodukt, aber bei den kleinen unbekannten Produzenten findet man immer wieder großartige Qualität, wie zum Beispiel Gatinois. Die Familie ist schon seit ein paar Jahrhunderten im kleinen Grand Cru Ort Aÿ ansässig, aber erst seit 2 Generationen Winzer.

Davor haben sie ihre hervorragenden Pinot Noir Beeren nur an die besten Häuser verkauft. Seit einigen Jahrzehnten füllen sie pro Jahr nur 40.000 Flaschen ab, die immer ganz schnell ausverkauft sind. So geht ehrlicher Champagner. Kräftig, mit köstlichem Schaum und viel Geschmack. For the love of it.

Erhätlich über Wein am Limit, für 35,90 €

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